Philosophie Magazin -- 02/2015

Umschlagfoto, Philosophie Magazin, 02/2015, InKulturA Krise ist eines der meist benutzen Wörter, geht es darum, die Befindlichkeiten des modernen Menschen zu beschreiben. Die Krise ist allgegenwärtig. Eurokrise und Vertrauenskrise in der Politik, Alltags- und Beziehungskrise im individuellen Leben. Kein Wunder also, dass sich das Philosophie Magazin in seiner aktuellen Ausgabe ebenfalls diesem Thema widmet.

Hört man das Wort "Krise", dann fällt wohl den meisten Zeitgenossen der Spruch Nietzsches ein "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." Doch ist das wirklich zutreffend? Gehen wir gestärkt aus einer Krise hervor oder erhalten wir dauerhafte Wunden, die unser Ego versucht auszublenden, nur um irgendwann einmal feststellen zu müssen, dass sie tief in unserem Inneren unerbittlich am Selbstbewusstsein nagen?

Die Definition und der Umgang mit einer persönlichen Krise ist je nach individueller Veranlagung unterschiedlich. Das zeigen die unterschiedlichen Auffassungen der Philosophen. Epikur, Kierkegaard, Jaspers, Seneca, Freud und natürlich Goethe definieren die persönlichen Umstände einer Krise jeweils unterschiedlich. Weitaus bewegender, weil hier persönliche Betroffenheit zum Ausdruck kommt, sind die im Heft geschilderten Einzelschicksale und die unterschiedlichen Bewältigungsstrategien.

Die Lust an der Unterwerfung ist ein weiteres Thema des Magazins. Mit dem Verkaufserfolg der "Shades of Grey"-Trilogie, ein Softporno, der eigenartigerweise gerade bei Leserinnen bis dato wohl unbekannte Saiten zum Schwingen brachte und bringt, ist die Lust am Sadomasochismus wohl in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Wem`s gefällt...

Nun praktiziert gewiss nicht jeder/jede die sexuelle Destruktivität De Sades, doch es überrascht den Leser zu erfahren, "[...], dass überraschend viele Frauen sich beim Sex auch ein dominantes Auftreten des Sexualpartners wünschen." So jedenfalls hat es die Kriminalpsychologin Lydia Benecke in Untersuchungen festgestellt. Der Zusammenhang zwischen Feminismus und der Lust an sexueller Unterwerfung wartet anscheinend noch darauf, Gegenstand vertiefter Forschungen zu werden.

Unerwartet deutlich äußert sich Wolfgang Streeck, Direktor für Gesellschaftsforschung am Max-Planck-Institut in Köln, zur Dauerkrise des Euro und der EU. "Die ganze Logik der Eurorettung zielt darauf ab, einen Staatsbankrott unmöglich zu machen. Dies wird an die Bürger als Solidarität verkauft, aber in Wirklichkeit geht es darum, Sicherheit für die Kapitalmärkte zu schaffen."

Die Tatsache, dass ausgerechnet Jean-Claude Juncker, der im Verdacht steht, global agierenden Konzernen während seiner Amtszeit als Luxemburgischer Premierminister bei der "Steuerersparnis" in großem Ausmaß behilflich gewesen zu sein, jetzt eben diese Steueroasen austrocknen soll, dürfte als politischer Treppenwitz in die Geschichte eingehen. Da wurde, so Streeck, der Bock zum Gärtner gemacht. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Im Gegensatz zur Eurokrise, die wohl eine dauerhafte werden wird, ist der persönliche Schlamassel doch eher zeitlich begrenzt und hat die Tendenz zur Lösung. Roger Willemsem bringt dies auf den Punkt: "Aber meine Wunden können ruhig da bleiben, wo sie sind, weil ich mich ganz gut mit ihnen arrangiert habe." Der Spruch ist eines Philosophen würdig.





Veröffentlicht am 25. Januar 2015