Buchkritik -- Zana Ramadani -- Die verschleierte Gefahr

Umschlagfoto, Buchkritik, Zana Ramadani, Die verschleierte Gefahr , InKulturA "Eine liberale, demokratische Gesellschaft muss nicht alles aushalten.", so Zana Ramadani in ihrem Buch "Die verschleierte Gefahr", in dem sie schonungslos und weitab jeglicher politischer Korrektheit die Probleme bezüglich Integration vom muslimischen Zuwanderern anspricht. Ihr Kernsatz "Nicht zu Deutschland gehört, wer sich den hiesigen Gepflogenheiten und tolerante(m) Miteinander verweigert", dessen Aussage sich durch das gesamte Buch zieht, ist eine klare Ansage gegen den, wie der Untertitel es beschreibt "Toleranzwahn der Deutschen".

Eben dieser falsch verstandene und vollkommen pervertierte Toleranzgedanke ist dafür verantwortlich, dass inzwischen sogar als selbstverständlich gedachte Errungenschaften unserer freien Gesellschaft auf einmal wieder diskutiert und zur Disposition gestellt werden. Die Autorin, Tochter muslimischer Eltern aus Mazedonien und seit 1991 in Deutschland lebend, erfuhr in einer, wie sie sagt, liberal-muslimischen Familie, Gewalt, ausgeübt von der Mutter.

So sind es denn auch die Mütter, denen Ramadani eine wesentliche Rolle bei der Veränderung der islamischen Community zuschreibt, üben sie doch die erzieherische Macht in den Familien aus, die als Resultat gefügige Mädchen und verwöhnte, die eigenen Grenzen nicht kennende Jungen hervorbringt.

Die Autorin zeigt Flagge gegen das Kopftuch und andere, scheinbar religiös motivierte weibliche Verhüllungsvorschriften innerhalb der muslimischen Gemeinde. Dabei, so stellt sie fest, ist eine immer mehr zunehmende Rückkehr zu einem islamischen Konservatismus festzustellen, der gerade in der jungen Generation hier lebender Muslime einen Gruppenzwang etabliert, dem sich nur wenige entziehen können - oder wollen.

Die ehemalige Femen-Aktivistin geht mit, wie sie es ausdrückt, Fake-Feministinnen, hart ins Gericht, denn nicht wenige davon deklarieren das Tragen eines Kopftuches als Ausdruck weiblicher Freiheit. Das sei vollkommener Unsinn, so Ramadani, sondern ein Beispiel für die Unterdrückung der Frauen durch eine archaische Religion, die niemals eine Phase der Aufklärung und die Anpassung an die moderne Welt vollzogen hat.

Damit spricht sie ein Problem an, dessen Auswirkungen unsere Gesellschaft zu spalten droht. Indem der Koran von den konservativen Meinungsführern, dazu zählt Ramadani auch und gerade die muslimischen Interessenverbände in Deutschland, als absolut, weil vom Propheten Mohammed durch den "einzig wahren Gott" offenbart, gesetzt wird, hat die Scharia für viele hier lebende Muslime Vorrang vor unseren Gesetzen. Die Folgen sind Parallelgesellschaften und eine Schattenjustiz, die, an unserem Rechtssystem vorbei, es sog. islamischen Friedensrichtern ermöglicht, eine Pseudorechtsprechung zu etablieren, die sich konträr zu unseren Vorstellungen von Recht und Gesetz, und damit auch der öffentlichen Ordnung, befindet.

Unsere freie Gesellschaft, unser tolerantes Miteinander und unsere Werte sind in Gefahr, denn, so Ramadani, "die Islamisten werden uns mit unseren eigenen Gesetzen schlagen." Gesetze, die geschaffen wurden, um die Rechte von Minderheiten zu schützen, werden gegen uns und die Art, wie wir leben wollen, in Stellung gebracht. Im Namen einer vollkommen aus dem Ruder gelaufenen Vorstellung von Toleranz, schaffen wir - freiwillig - sukzessiv die Werte ab, für die die Generationen vor uns lange gekämpft haben.

Aus diesem Grund ist der Furor Ramadanis gegenüber einem Feminismus mehr als verständlich, der zwar, wie in Berlin, sexistische Werbung verbieten will, für Zwangsehen, sog. Ehrenmorden und Verheiratungen von minderjähriger Mädchen innerhalb der islamischen Gemeinde bestenfalls ein Schulterzucken - mit dem Hinweis auf religiöse Toleranz und ethnische Gewohnheiten - übrig hat.

Ob allerdings der Wusch der Autorin, die muslimischen Mütter mögen für eine Veränderung innerhalb der eigenen Community sorgen, realistisch ist, darf bezweifelt werden. Wie viele individuelle Versuche wurden diesbezüglich bereits unternommen – mit bekannt tragischem Ausgang?

Nichtsdestotrotz hat Zana Ramadani ein wichtiges Buch geschrieben, das dafür sorgen dürfte, Denk- und Sprechverbote als "Toleranzwahn" zu demaskieren - mit dem bekannten, durch das polit-mediale Kartell inszenierten Vorwurf der Islamophobie. Doch einer Frau und Autorin wie Zana Ramadani dürfte das in ihrer kritischen Haltung gegenüber einem totalitären Islam nur weiter anspornen.




Meine Bewertung:Bewertung

Veröffentlicht am 1. Juli 2017