Buchkritik -- Joachim Rau -- Märkte, Mächte, Monopole

Umschlagfoto  -- Joachim Rau  --  Märkte, Mächte, Monopole Was in Deutschland vor Jahren noch undenkbar war, flächendeckende Börsenspekulationen von normalen Bürgern, das ist Realität geworden. Der, inzwischen schon wieder abgeflaute, Boom des Neuen Marktes hat viele Menschen dazu verleitet, ihr Geld bedenkenlos in Aktien zu investieren um von den damals steigenden Kursen zu profitieren. Nun ja, der Run ist vorbei, das Geld ist weg, der Neue Markt dümpelt vor sich hin und die Euphorie ist spürbar abgekühlt.

Woher kam dieses Spekulationswut von Bürgern, die sich sonst für rational und mündig halten? (Ein verhaltenes Lächeln sei mir in Bezug des mündigen Bürgers gestattet). War es die Gier nach dem schnellen Geld, die Sehnsucht nach einem Leben ohne Arbeit oder war es ein Herdentrieb, der sich als Dummheit manifestiert hat? Wahrscheinlich war es von allem etwas. In erster Linie jedoch war es die Unkenntnis über die Verflechtungen des weltweiten finanziellen Netzes und dessen globalen Auswirkungen.

Joachim Rau hat zu diesem Thema ein Werk veröffentlicht, das zwar für alle diejenigen, die ihr Glück an der Börse gesucht, jedoch ihr Unglück gefunden haben, zu spät kommt, doch nichtsdestoweniger an alle gerichtet ist, die sich mit der Entwicklung der Wirtschaft und den finanzpolitischen Ideen dahinter beschäftigen wollen. Herausgekommen ist ein gut lesbares, informatives Buch über die Spielregeln der Marktwirtschaft, der Globalisierung und dem Börsengeschehen.

Ausgehend von dem Klassiker der Ökonomie, Adam Smith über Karl Marx, Max Weber, John Maynard Keynes, Milton Friedman, etc. stellt er zuerst die ökonomischen Theorien vor, bevor er zu den verschiedenen Interessengruppen, Lobbyisten, Verbänden und der Politik kommt, die allesamt versuchen, ihre Interessen durchzusetzen. IWF und Weltbank werden ebenso durchleuchtet wie die Institutionen der EU.

Was auf den ersten Seiten noch den Anschein erweckte ein Loblied auf die freie Marktwirtschaft zu werden, das wird jedoch im weiteren Verlauf zu einer durchaus kritischen Betrachtung der ökonomischen Zusammenhänge und deren Auswirkungen auf das politische und soziale Leben. Es steht außer Zweifel das die Marktwirtschaft dasjenige Wirtschaftssystem ist, welches am ehesten dazu in der Lage ist, auf die kommenden Probleme zu reagieren. Kein anderes System hat sich als so flexibel erwiesen. Auf der anderen Seite jedoch braucht auch die Marktwirtschaft Regeln und Verhaltensmaßnahmen. Ein ungehemmter Kapitalimus ist für die Menschen und die natürlichen Ressourcen unseres Planeten genauso schädlich wie der praktizierte Sozialismus in der ehemaligen UdSSR.

Joachim Rau zeigt die Chancen, aber auch die Risiken, die in der Globalisierung stecken. Sein Fazit ist eindeutig: Ohne die politischen Vorgaben ist Globalisierung eine Sackgasse. Aufgelockert durch zahlreiche Exkurse, besonders lesenswert sind die über George Soros und über das hilflose und unsensible Verhalten von Managern im Ausland, gelingt es dem Autor, über ein an sich trockenes, aber durchaus spannendes Thema mit einer Leichtigkeit zu referieren, wovon sich so manch ein Fachmann eine gehörige Scheibe abschneiden könnte.

Für alle diejenigen, die beim Kurssturz des neuen Marktes viel Geld verloren haben, kommt dieses Buch unzweifelhaft zu spät. Für alle anderen jedoch kann es eine unendliche Quelle der Weisheit und Vorsicht sein.




Meine Bewertung:Bewertung