Buchkritik -- Rüdiger Safranski -- Schiller

Umschlagfoto  -- Rüdiger Safranski  --  Schiller Wer kennt sie nicht noch aus der Schulzeit? Studienräte, deren einziger Lebenszweck es zu sein schien, ihre Schüler mit den Deutschen Klassikern zu quälen. Goethe vorneweg, Schiller bestimmt und bei besonders großem Pech auch noch Lessing. Auswendig lernen war genauso angesagt, wie die Abschrift von Gedichten und Balladen. Wen wundert es, wenn in Erinnerung an diese Zeiten so manchem ein Schauer über den Rücken läuft?
Daß es auch anders geht, zeigt Rüdiger Safranski in seiner Schiller-Biographie. Eingebettet in den politischen und philosophischen Kontext der damaligen, wahrlich spannenden Zeit, breitet der Autor vor den Augen und vor dem Verstand des Lesers eine umfassendes und lebendiges Bild des 18. Jahrhunderts. Der Mensch Schiller, der so oft Gefahr läuft, hinter seinem Werk zu verschwinden, wird bei Safranski wieder lebendig. Weit davon entfernt dem Geniekult zu huldigen, wird der Leser Zeuge eines in allen Facetten interessanten Lebens.
Wir sehen alle namhaften Gestalten dieser Zeit an uns vorüberziehen. Die Brüder Schlegel, Fichte, Novalis, Humboldt, Wieland, etc. Vor allem natürlich Goethe, dessen späte aber lange währende Freundschaft mit Schiller im Leben, wie auch im Buch eine herausragende Rolle spielt. Diese, durchaus wechselhaften Beziehungen, trugen nicht unwesentlich zu dieser, an neuen Ideen und politischen Veränderungen so reichen Zeit bei. Während in Frankreich die Revolution tobte, versuchte Schiller mit Erfolg in Stuttgart, Jena und Weimar, die deutsche Geistesgeschichte zu verändern.
Die Welt war im Aufbruch und sogar im Deutschland der Fürstentümer war davon etwas zu spüren. Schillers selbstbewußtes Auftreten gegenüber seinem (Landes)Herzog Karl Eugen und seine spätere Flucht nach Mannheim zeigen einen prinzipientreuen Menschen, der sich keinem Despoten beugen will. Ein Thema übrigens, das in den Werken Schillers immer wieder zur Sprache kommt.
Es ist eine Freude, diese Biographie zu lesen. Schillers Werke werden anhand der damaligen philosophischen und politischen Theorien vorgestellt. Im Vordergrund bleibt dabei immer der Mensch, der Dichter und der Philosoph Schiller. Safranski verliert niemals die Orientierung in diesem umfassenden Werk. Der Leser profitiert davon und so mancher wird sich noch einmal die Werke Schillers aus dem Bücherregal nehmen und auf Entdeckungsfahrt gehen.




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