Buchkritik -- Dava Sobel -- Längengrad

Umschlagfoto  --  Dava Sobel  --  Längengrad Es gibt Bücher, deren Existenz geradezu danach ruft sie einem größeren Publikum bekannt zu machen. Dava Sobels Buch Längengrad gehört auf alle Fälle dazu. 1995 zum ersten Mal veröffentlicht und inzwischen in der 10. Aufage vorliegend, ist es ein Musterbeispiel für die anglo-amerikanische Art und Weise Bücher zu schreiben. Lässig im Ton, doch niemals den Ernst des Themas aus den Augen verlierend. Informativ, doch niemals den Leser mit überbordendem Fachwissen erschlagend. Kurzum ein Buch, das in keiner privaten Bibliothek fehlen sollte.

Worum geht es? Sobel erzählt vom Leben und Werk des allgemein unbekannten schottischen Uhrmachers John Harrison, dem es gelang mit Hilfe seiner Uhren das damalige Problem des Längengrades zu lösen und damit der Seefahrt zu einer genaueren Navigation verhalf. Bis zum 18. Jahrhundert war die Navigation auf den Weltmeeren weitgehend dem Zufall überlassen. Nur die Erfahrung der Käpitäne und der Navigatoren war es zu verdanken,das die Schife ihren Bestimmungsort erreichten.

Zu damaliger Zeit war wohl der Breitengrad bekannt, jedoch nicht der Längengrad. Konnte die Breite anhand der Position der Sonne ermittelt werden, so mußte jeder Kapitän passsen wenn es um die Bestimmung des Längengrades ging. Zu seiner Ermittlung wäre es notwendig gewesen, die genaue Uhrzeit des Heimathafens zu kennen um anhand dessen die Position endgültig bestimmen zu können. Selbst Christopher Columbus segelte bei seiner Entdeckung Amerikas immer am Breitengrad entlang.

Während die Astronomen die Lösung dieses Problems in der Aufstellung von Sterntabellen suchten, beschritt John Harrison einen anderen Weg. Als im Jahr 1714 das englische Parlament eine Belohung von 20000 Pfund (heute wären das mehrere Millionen Euro) für denjenigen aussetzte, dem es zuerst gelang den Längengrad korrekt zu ermitteln, konstruierte Harrison eine Uhr, die auch an Bord eines Schiffes und in verschiedenen klimatischen Zonen präzise die Zeit anzeigen sollte.

Dava Sobel beschreibt diese Bemühungen, aber auch die Intrigen mit denen Harrison zu kämpfen hatte. Die volle Belohung bekam er nie und erst nach einer persönlichen Petition bei König Georg III. wurde ihm eine Entschädigung zugewiesen. Sein Weg der Bestimmung des Längengrades mit Hilfe einer korrekten Zeitmessung erwies sich als der beste. Viele Kapitäne seiner Zeit kauften sich auf eigene Kosten eine genau gehende Uhr um besser navigieren zu können.

Die Autorin beschreibt nicht nur ein Stück Technikgeschichte, sondern auch ein Kapitel über menschliche Größe und menschliche Niedertracht. Dava Sobel hat das geschrieben, was man als literarischen Evergreen bezeichnen kann.




Meine Bewertung:Bewertung