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Buchkritik -- Dana Stabenow -- In der Kälte Alaskas

Umschlagfoto, Buchkritik, Dana Stabenow, In der Kälte Alaskas, InKulturA Warum wird ein Kriminalroman, der bereits 1992 in den USA erschien und dessen deutsche Übersetzung 1996 im Scherz Verlag veröffentlicht wurde, nun erneut vom schweizerischen Kampa Verlag für den deutschsprachigen Buchmarkt aufgelegt? Diese Frage drängt sich unweigerlich auf, zumal offenbar weitere Bände der Serie geplant sind. Ist es die Nostalgie nach altbekannten Figuren, das Bedürfnis, eine in Vergessenheit geratene Reihe wiederzubeleben, oder schlicht der Versuch, aus einem älteren Stoff Kapital zu schlagen?

Der Auftakt der Reihe umfasst magere 208 Seiten und stellt die ehemalige Staatsanwältin Kate Shugak in den Mittelpunkt. Nach einem traumatischen Erlebnis hat sich diese in die Einsamkeit der alaskischen Wildnis zurückgezogen – eine Umgebung, die zwar mit eindrucksvoller Naturkulisse und kulturellen Spannungen aufwartet, der Handlung jedoch nur bedingt Tiefe verleiht.

Die Geschichte selbst ist rasch erzählt: Kate Shugak, eine indigene Frau, ist zerrissen zwischen den Traditionen ihres Volkes und der Welt der „Outsiders“, der Weißen, die in ihre Heimat eindringen. Diese innere Zerrissenheit hat sie zu einer isolierten Existenz in einer abgelegenen Hütte geführt, fernab jeder Gemeinschaft. Einst verließ sie ihre Heimat gegen den Widerstand ihres Stammes, um eine Karriere in der Staatsanwaltschaft zu verfolgen. Doch ein schockierender Vorfall – der beinahe mit ihrem Tod endete – ließ sie resigniert in die vertraute Abgeschiedenheit zurückkehren.

Der eigentliche Kriminalfall beginnt, als ein Park Ranger, Sohn eines prominenten Kongressabgeordneten, spurlos verschwindet. Das FBI schaltet sich ein, doch auch einer ihrer Ermittler bleibt verschollen. In ihrer Not wendet man sich an Kate Shugak, die zögernd aus ihrer selbst auferlegten Isolation zurückkehrt, um die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Trotz dieses potenziell spannenden Szenarios bleibt die Handlung enttäuschend dünn und mitunter wenig plausibel. Der Roman versucht, durch Lokalkolorit, schrullige Charaktere und die Darstellung der kulturellen Spannungen zwischen Indigenen und Nicht-Indigenen zu punkten, vermag aber weder die Figuren psychologisch zu vertiefen noch der Geschichte echte Dramatik zu verleihen. Skurrile Situationen und kauzige Typen mögen ein gewisses Flair erzeugen, doch reichen diese stilistischen Mittel nicht aus, um die inhaltlichen Schwächen zu kaschieren.

Letztlich bleibt der Eindruck eines Romans, der vielleicht in den 1990er-Jahren seine Berechtigung hatte, heute jedoch weder thematisch noch erzählerisch überzeugt. Dass der Kampa Verlag diese Reihe neu auflegt, ist daher schwer nachvollziehbar – es sei denn, die kommenden Bände können einen überraschenden qualitativen Aufschwung bietet.




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Veröffentlicht am 7. Dezember 2024