Buchkritik -- Stephan Dorfmeister -- Transitmordroute

Umschlagfoto, Stephan Dorfmeister, Transitmordroute, InKulturA In der Beziehung zwischen Paul Karasic und seiner Freundin Sophie Schneider kriselt es gewaltig. Da kommt der Auftrag einer Bank gerade recht, um ein wenig Distanz in die Freundschaft zu bringen. Paul ist ein erfolgreicher und überaus angesehener Unternehmensberater und soll für seinen Auftraggeber die Finanzen eines Transportunternehmens genauer unter die Lupe nehmen und dessen Kreditwürdigkeit prüfen, da die von der Firma gelieferten Zahlen Klärungsbedarf aufweisen.

Durch Zufall entdeckt Paul auf dem Hof der Firma einen Container, in dem Menschen aus den ehemaligen Ostblockstaaten nach Europa geschmuggelt werden sollen. Damit stört er empfindlich die Hintermänner eines aus Russland stammenden und international bestens vernetzten Verbrechersyndikats.

"Transitmordroute" ist der zweite Fall dieses sympathischen Privatermittlers wider Willen. Stephan Dorfmeister hat einen Roman über die weit verzweigten Aktivitäten des organisierten Verbrechens geschrieben, das, ebenso wie die Realwirtschaft, längst länderübergreifend agiert und in europäischen Ländern wie Zypern, Rumänien oder Österreich, aber auch Deutschland Fuß gefasst hat.

Neben dem Drogenhandel ist ebenfalls der Menschenschmuggel ein lukratives Geschäft für das organisierte Verbrechen, werden doch den Opfern unter falschen Versprechungen enorme Summen abverlangt, die sie, da die Syndikate dieses Geld oft als Kredit gewähren, hinterher in den jeweiligen Zielländern als billige Arbeitskräfte oder als Prostituierte abarbeiten müssen.

Doch die Ausbreitung der Verbrechersyndikate wäre nicht möglich, gäbe es keine willfährigen Politiker oder dubiose Geschäftsleute, die ebenfalls von den kriminellen Aktivitäten profitieren. So liest sich der Roman von Stephan Dorfmeister denn auch eher als ein überaus gut recherchiertes Sachbuch zum Thema krimineller Nebenerwerb und Geldwäsche.

Fast minutiös beschreibt der Autor die ablaufenden finanziellen Mechanismen und die wirtschaftlichen Methoden, zu denen die Syndikate greifen, um in Ländern wie Österreich oder Deutschland Kontakt zu Unternehmen oder Politikern zu erhalten, um ihre kriminellen Machenschaften auf ganz Europa zu erweitern. Dass damit eng verbunden Geldwäsche in großem Stil stattfindet, ist evident.

Paul Karasic, ein Bonvivant, kann sich bei seinen Untersuchungen auf zahlreiche Geschäftsfreunde verlassen, deren Integrität außer Zweifel steht und es gelingt ihm, die Aktivitäten des russischen Syndikats aufzudecken.

"Transitmordroute" ist ein Kriminalroman abseits der sonst für dieses Genre typischen Effekte und unterhält den Leser weniger durch die Schilderung von Gewaltszenen, sondern besticht durch seine fast intimen Kenntnisse der Vorgehensweise krimineller Organisationen bei ihrer Suche nach Möglichkeiten zur Gewinnmaximierung.

Schnell wird klar, dass Stephan Dorfmeister weiß, wovon er spricht. Wenn er Paul Karasic auf die Suche nach den Hintermännern schickt, dann hat der Leser ein doppeltes Vergnügen: Krimispaß und solide Informationen über die Vorgehensweise des organisierten Verbrechens.




Meine Bewertung:Bewertung

Veröffentlicht am 14. Februar 2014