Buchkritik -- Graham Moore -- Verweigerung

Umschlagfoto, Buchkritik, Graham Moore,  Verweigerung, InKulturA Maya Seale, eine weiße, aus New Mexico stammende Frau, ist sowohl eine 36-jährige Strafverteidigerin als auch eine 26-jährige Jurorin in einem Justizthriller, der zwischen zwei Zeitebenen wechselt, einer im Jahr 2019 und einer im Jahr 2009. Im letzterem war Maya die einzige Person in einer Jury in Los Angeles, die an die Unschuld von Bobby Nock, ein 25-jähriger schwarzen Teilzeit-Englischlehrer, glaubte und der durch ihre massiven Interventionen bei den Geschworenen letztendlich in einem hochkarätigen Mordprozess freigesprochen wurde.

Bobby wurde beschuldigt, eine seiner Schülerinnen, Jessica Silver, die 15-jährige weiße Tochter eines milliardenschweren Immobilien-Unternehmers, getötet zu haben, doch deren Leiche wurde nie gefunden. Rick Leonard, ein schwarzer Juror mit dem Maya während des Prozesses eine intime Beziehung einging, ist wegen dieses Freispruchs von Schuldgefühlen geplagt und bemüht sich zehn Jahre lang, die Beweggründe und die Geheimnisse der Juroren aufzudecken und den endgültigen Beweis für Bobbys Schuld zu erbringen.

Seine Bemühungen führen zu einem Deal für eine achtstündige Dokumentation eines Fernsehsenders über das damalige Verbrechen, den Prozess und die Geschworenen, die ihn freigesprochen haben. Nachdem sich zehn der elf noch lebenden Juroren 2019 in einem Hotel versammelt haben, um an der Dokumentation teilzunehmen, wird Rick tot in Mayas Hotelzimmer gefunden. Dieser Mord ist Thema des zweiten Handlungsstrangs des Buches, denn Maya ist jetzt selbst die Mordverdächtige und versucht verzweifelt, das Verbrechen zu klären.

Graham Moore, u. a. Drehbuchautor, wirft in diesem dialogintensiven Buch die Frage auf, ob und wie es möglich ist, dass eine Jury, die aus unterschiedlichen Charakteren mit einer jeweils eigenen Geschichte besteht, die logischerweise zu verschiedenen Vorurteilen und Einstellungen führt, in einem Indizienprozess über das Schicksal eines Menschen entscheiden kann und dabei so weit wie möglich subjektive Gefühle ausklammern kann, um zu einem gerechten Urteil zu kommen.

Mit Rückblenden erzählt der Autor über die Personen der Jury, ihre Beweggründe und Attitüden, aber auch über ihr Fehlverhalten und letztendlich die Frage, ob es so etwas wie Gerechtigkeit gibt, überhaupt geben kann.

Moore gelingt es, seinen Figuren Glaubwürdigkeit zu geben und weit entfernt von den gängigen Klischees hat er einen Roman über ein Verbrechen und den Prozess darüber geschrieben, der tief verwurzelte Verwerfungen in der US-amerikanischen Gesellschaft thematisiert. Am Ende ist, und da bleibt Moore eben der Autor von Drehbüchern, natürlich wieder einmal alles anders, als es den Anschein hatte.




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Veröffentlicht am 31. Dezember 2020