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Buchkritik -- David Grann -- Der Untergang der Wager

Umschlagfoto, Buchkritik, David Grann, Der Untergang der Wager, InKulturA Die "HMS Wager" war ein britisches Kriegsschiff, das im 18. Jahrhundert Teil einer Expedition unter der Leitung von George Anson war. Die Expedition sollte die spanischen Überseebesitzungen plündern und Handelsschiffe angreifen, um die spanische Seemacht zu schwächen. Die "HMS Wager" war eines von insgesamt acht Schiffen, die an der Expedition teilnahmen.

Um die Mannschaftsstärke dieser Schiffe zu erreichen, griff die Admiralität auf die Entführung von Seeleuten, Veteranen und Invaliden aus Krankenhausbetten zurück, um Besatzungen zu komplettieren. Samuel Johnson verglich das Leben an Bord mit „im Gefängnis zu sein, mit der Gefahr zu ertrinken“, aber das war nur eine der Gefahren. Typhus, Skorbut, Stürme und Schiffbrüche erwiesen sich als tödlicher als jeder spanische Gegner.

Die "HMS Wager" geriet während eines Sturms in der Nähe der Küste von Chile in Schwierigkeiten. Am 14. Mai 1741 lief sie auf eine Felsenformation, danach als „Wager Island“ benannt, auf. Das Schiff zerbrach und sank, wobei ein Großteil der Besatzung ums Leben kam.

Mit am Bord befand sich John Byron, der spätere Großvater des Dichters Lord Byron, ein britischer Marineoffizier und Entdecker des 18. Jahrhunderts. Byron war Teil der Royal Navy und nahm an mehreren wichtigen Expeditionen teil. Er diente unter anderem während des Österreichischen Erbfolgekrieges und des Siebenjährigen Krieges. Seine bekannteste Expedition fand jedoch während der Weltumsegelung von George Anson statt.

Während dieser Expedition diente Byron als Fähnrich auf der "HMS Wager". Als das Schiff vor der Küste von Chile Schiffbruch erlitt, gehörte er zu den Überlebenden, die auf Wager Island gestrandet waren. Sie bauten provisorische Unterkünfte und versuchten, Nahrung zu finden. Die Gruppe war jedoch gespalten, und es gab Konflikte und Rivalitäten unter den Überlebenden.

Die einsame Insel bot kaum Nahrung und Schutz. Dutzende kamen ums Leben. Die Marinedisziplin zerfiel und es bildeten sich verfeindete Fraktionen. Eine davon machte sich in kleinen, provisorischen Booten auf den Weg und 30 von ihnen überlebten die 3.000 Meilen lange Reise nach Brasilien. Kapitän David Cheap, der ein rebellisches Besatzungsmitglied getötet und andere brutal ausgepeitscht hatte, wurde mit einigen ihm loyalen Seeleuten auf „Wager Island“ zurückgelassen.

Aber auch dieser Gruppe gelang es, mit bemerkenswerten Überlebensgeschichten nach England zurückzukehren. Die folgende Verhandlung vor dem Kriegsgericht, die hätte darüber entscheiden sollen, wer wegen Mordes oder Meuterei gehängt werden sollte, war eine Farce. Der Ruf der Nation war wichtiger als die Gerechtigkeit.

David Granns Quellen basieren hauptsächlich auf historischen, über 250 Jahre alten Logbüchern und Prozessaufzeichnungen, während er gleichzeitig einen umfassenden historischen Kontext liefert. Der Autor beschreibt beispielsweise detailliert die vielfältigen Bedrohungen, denen britische Schiffe ausgesetzt waren, als sie Mitte des 18. Jahrhunderts die Ziele des Empire verfolgten. Er beschreibt auch die harten Bedingungen an Bord eines britischen Kriegsschiffes, das in dieser Zeit die Weltmeere befuhr.

Ohne Frage ist „Der Untergang der Wager“ eine erstaunliche Marinegeschichte. Angesichts der Leiden, aber auch der unrühmlichen Taten der Besatzung der „Wager“ lohnt es sich, Granns Buch immer wieder zu lesen, um die Motive verzweifelter Männer zu verstehen.




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Veröffentlicht am 9. Mai 2024