Buchkritik -- Tom Wendner -- Auf dem Weg Gottes

Umschlagfoto,Buchkritik,Tom Wendner,Auf dem Weg Gottes,InKulturA Wenn das keine Ironie ist, der Sohn des bekannten Religionswissenschaftlers Paul Kampel konvertiert zum Islam und schließt sich dem IS an. In der Türkei verliert sich seine Spur und das letzte Lebenszeichen ist eine SMS an seine Mutter. Das Verhältnis zum Vater war schon lange zerrüttet, ebenso die Ehe, die nach dem verschwinden Dominiks in die Brüche ging.

Eines Tages steht Lisa Albers, Kommissarin in einer Antiterroreinheit vor Kampels Haus und bittet ihn um Mithilfe, denn sie ist in Besitz eines Gedichts gelangt, das anscheinend Teil einer Aufnahmeprüfung in den Islamischen Staat ist, die neue Rekruten der Terrororganisation bestehen müssen, bevor sie in den Dschihad ziehen.

Zuerst ist Kampel, der noch immer unter dem spurlosen Verschwinden seines Sohnes leidet, skeptisch, doch als Albers ihm das rätselhafte Gedicht mit seinen zahlreichen Bezügen auf die islamische Religion zeigt, ist sein Interesse ist geweckt, denn er hofft, dadurch den Mann zu finden, der für die Radikalisierung Dominiks verantwortlich ist und die Beiden machen sich gemeinsam auf die Suche nach der Lösung dieses Rätsels.

Sie ahnen nicht, dass sie längst ins Visier eines fanatischen Dschihadisten geraten sind, der alles daran setzt, Kampel und Albers das Gedicht zu entreißen und dabei zu jedem Mittel greift.

Tom Wendner hat mit seinem Roman „Auf dem Weg Gottes“ vordergründig einen Thriller geschrieben, der seine Figuren auf der Suche nach dem mysteriösen Hintermann durch halb Berlin treibt. Nebenbei bemerkt: Der Autor baut gekonnt eine kleine Stadtführung durch Berlins Mitte ein.

Sein Fokus liegt allerdings, das unterstreicht er in seinem Roman mit zahlreichen Suren des Korans, auf der Frage, wie die islamischen Terroristen die von ihnen verübten Terroranschläge theologisch rechtfertigen. Der Koran gilt unter Moslems als Unmittelbar von Allah gegeben und durch Mohammed, seinen Propheten verkündet. Die Worte Allahs sind unumstößlich und gelten als ewig gültige Richtschnur für muslimisches Handeln.

Der Islam hält sich für die einzig wahre Religion und Frieden wird es erst geben können, wenn die gesamte Welt zum Islam bekehrt wurde. Aus den zahlreichen, sich auf den Dschihad beziehenden Suren, rechtfertigen die Dschihadisten ihren Kampf gegen die Ungläubigen und in diesem Kampf ist alles erlaubt.

Wendner hat mit seinem Roman neben einen routiniert geschrieben Thriller ebenfalls eine soziologische Studie über ein hermetisch abgeschottetes Milieu theologisch-fanatischer Ausprägung geschrieben. Immer wieder weist er auf die zahlreichen Suren des Korans, die zu Gewalt gegen andere Religionen aufrufen, hin.

Kampel, ganz der Wissenschaftler, gibt Lisa Albers während der Hetzjagd durch Berlins Mitte eine kurze, aber präzise Einführung in die islamistische Denkweise. Auch der Leser fragt sich nicht ohne Grund, warum deutsche, ich nenne sie mal „Islamversteher“, immer wieder betonen, dass Islam Frieden bedeutet und Dschihad im Prinzip das Streben nach persönlicher Vollkommenheit sei.

Beides ist falsch, denn Islam bedeutet Unterwerfung und der Dschihad ist, auch wenn das die üblichen Verdächtigen, die Appeaser und Abwinker nicht wahrhaben wollen, der Kampf gegen alle, die nicht den Worten Allahs Folge leisten wollen.

„Auf dem Weg Gottes“ ist nichts weniger als ein Pamphlet aus rechtsradikaler Ecke, wie es einige Kritiker beklagen. Es ist ein akribisch recherchierter Thriller – mit einem in diesem Genre eher unüblichen umfangreichen Quellen- und Literaturverzeichnis – über den aus dem Koran abgeleiteten islamischen Machtanspruch, der, auch das belegen die Quellennachweise von Tom Wendner, von vielen Muslimen befürwortetet wird.

Dieser Machtanspruch trifft im Roman – nur im Roman? – auf eine Gesellschaft, die sich nur all zu gerne von den angeblich bestens integrierten und erfolgreichen Muslimen vorgaukeln lässt, dass Islam und Demokratie keineswegs miteinander im Widerspruch stehen. Allein die kurze Szene, in der der „Murabi“, ein scheinbar säkularer Moslem, der als Chemielehrer an einer Brennpunktschule arbeitet, die Herzen des gebrieften Studiopublikums und des Moderators höher schlagen lässt, den kritischen Verstand allerdings ausschaltet, ließ mir die Haare zu Berge stehen.

Nur allzu leicht fallen die zukünftigen Dhimmis auf den islamischen Trick der Taqīya, der Täuschung und Lüge, herein.

Doch, auch das versetzt den unvoreingenommenen Leser in Angst und Schrecken, der Dschihad, der Kampf gegen die Ungläubigen, die Unreinen und die Schweinefresser braucht nicht mehr mit Gewalt und Blut geführt werden. Viel besser und nachhaltig wirkender ist die Waffe der Demographie. Auch das belegt der Autor mit (politisch unverdächtigen) Statistiken.

Mein Fazit: „Auf dem Weg Gottes“ ist ein intelligent konstruierter Thriller mit überraschenden Wendungen und einem Plot, der für so manchen Alptraum sorgen kann.

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Veröffentlicht am 11. Juni 2020