Buchkritik -- Edward O. Wilson -- Die Zukunft des Lebens

Umschlagfoto  -- Edward O. Wilson  --  Die Zukunft des Lebens Edward O. Wilson hat in seinem neuen Buch Die Zukunft des Lebens eine ökologische Bilanz derjenigen Spezies geführt, welche durch die Einwirkung des Menschen bereits ausgestorben, oder zumindest äußerst stark gefärdet sind. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Dies wird sich auch in der Zukunft nicht ändern, wenn es der Menschheit nicht gelingt, sich ihrer Verantwortung für die Natur bewußt zu werden.

Der Autor beklagt einmal mehr die Tatsache, daß so viele Arten aussterben, von denen wir fast nichts oder gar nichts wissen. Er prangert die Ignoranz derjenigen an, denen Profite wichtiger sind als eine, von den Menschen dringend benötigte, intakte Umwelt. Die natürlichen Ressourcen unseres Planeten sind begrenzt und um eine Weltbevölkerung zu ernähren, die in wenigen Jahren vielleicht schon 12 Milliarden Menschen beträgt, ist es dringend geboten, schonend mit der Umwelt umzugehen.

Wilson, der Begründer der Soziobiologie, weist zurecht darauf hin, das eine Wechselbeziehung zwischen dem Menschen und seiner Umwelt besteht. Er geht sogar so weit zu behaupten, das es eine gewisse genetische Grunddisposition aller Menschen in Bezug auf ihre "artgerechte" Umgebung gibt. Fehlt diese Umgebung, oder wird sie zerstört, reagiert der menschliche Körper mit Krankheiten. Das scheint auf den ersten Blick sehr weit hergeholt zu sein, doch wenn man einen Blick auf diesbezügliche Statistiken wirft, wird man eines besseren belehrt. Zwar hat die durchschnittliche Lebenserwartung zugenommen, doch treten in den westlichen Zivilisationen vermehrt Krankheiten auf, von deren Existenz unsere Vorfahren nichts wußten.

Der Autor weist ebenfalls darauf hin, das Umweltschutz nicht nur Geld kostet, sondern im Gegenteil bei vernünfiger Planung in der Zukunft einen weitaus höheren Nutzen hat, als die kurzsichtige, profitorientierte Ausbeutung der Natur. Als ein Beispiel führt er die Forschungsabteilungen der Pharmakonzerne an, die auf der Suche nach medizinischen Wirkstoffen die Regenwälder durchstreifen und nicht selten fündig werden. Eine weitsichtige, ressourcenschonende Wirtschaftspolitik ist für die Zukunft gefragt.

Doch Wilson ist kein Pessimist und Schwarzseher. Immer wieder weist er auf die Abhängigkeit des Menschen von einer funktionierenden Umwelt hin. In seinem letzten Kapitel führt er gelungene Beispiele für einen praktizierten Umweltschutz an. Das Bewußtsein der Zusammenhänge wird immer mehr Menschen deutlich und sie engagieren sich für die Erhaltung der Natur. Viele Institutionen wie Kirche, Politik, aber auch die Wirtschaft, werden sich ihrer Verantwortung für unsere Umwelt bewußt. Natur- und Artenschutz wird mit internationalen Abkommen gewährleistet.

Das sind im Verhältnis zu den bereits angerichteten Schäden zwar nur kleine Schritte, doch sie weisen, so Wilson, in die richtige Richtung. Die heute lebenden Menschen müßen sich ihrer Verantwortung für zukünftige Generationen bewußt werden. Niemand kann daran gelegen sein, unseren Kindern und Enkeln eine Welt zu hinterlassen, die Tiere ausschließlich von Videofilmen her kennt. Dieses Buch sollte Pflichtlektüre aller derjenigen werden, für die die Natur allenfalls im Urlaub eine Rolle spielt.

Siehe auch:

Edward O. Wilson, Der Wert der Vielfalt




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