Buchkritik -- Franz Martin Wimmer -- Interkulturelle Philosophie

Umschlagfoto  -- Franz Martin Wimmer  --  Interkulturelle Philosophie Im Zeitalter der Globalisierung, dies betrifft nicht nur die Wirtschaft sondern auch und gerade die Politik und die damit verbundenen Konflikte und Auseinandersetzungen, ist die Suche nach einer gemeinsamen philosophischen Sprache von großer Bedeutung. Ein sich seiner Stärke wieder bewußt werdender Islam und eine weltweit zu bemerkende Renaissance der Religionen, wird diese Suche noch forcieren.

Wie können die tiefen Gräben, die z. B. zwischen den Religionen, aber auch zwischen den verschiedenen philosophischen Schulen liegen, beseitigt werden, um einem globalen Verständnis Platz zu schaffen. Ist dieses globale Verständnis überhaupt machbar, ja ist es überhaupt wünschenswert?

Franz Martin Wimmer geht dieser, für die Zukunft so wichtigen Frage nach. In seinem Buch Interkulturelle Philosophie versucht er, Ansätze und Methoden für einen Dialog zu finden. Leider ist ihm das nur sehr begrenzt gelungen. Zu sehr verfängt sich der Autor n den Fallstricken der Definitionskunst. Sein Buch ist leider in erster Linie ein Werk über die philosophischen Methoden und die dazu gehörenden Begriffserklärungen, bzw. Fachdefinitionen.

Zwar ist das Buch auch für Nichtphilosophen verständlich geschrieben, doch sein Thema, nämlich einen Ansatz für eine interkulturelle Philosophie zu finden, hat es verfehlt. Es ist in ersten Linie eine Einführung in die Methodik philosophischen Denkens und dessen Ausprägungen in den verschiedenen philosophischen Richtungen.

Das Werk ist symptomatisch für den aktuellen Stand der (europäischen) Philosophie. Auf die Herausforderungen durch intolerante und despotische Philosophien und Religionen wird mit Definitionssucht geantwortet. Bis (europäisches) Denken seine Positionen besetzt hat, haben andere bereits Fakten geschaffen.

Wimmer bemüht sich stets der Frage auszuweichen, wie denn ein Dialog mit Kulturen möglich sein sollte, deren Bestreben es ist, die eigene Meinung als absolut zu setzen und sich selber dem Dialog zu verweigern, weil in ihrer jeweiligen Betrachtungsweise der Sieger schon feststeht. Setzen wir den Islam als Philosophie, die er ja unter anderem auch ist, ein, so steht der (europäische) Diskutant auf mehr als unsicherem Boden. Wie kann man mit Menschen diskutieren, die den eigenen Glauben als überlegen gegenüber allen anderen bezeichnen? Diese Frage betrifft übrigens jeden religiösen oder philosophischen Fundamentalismus.

Was also als Projekt über interkulturelle Philosophie gedacht war, der Klappentext spricht sogar von einer ."...ethischen Fragestellung nach der Universalität von Menschenrechten" bleibt schon am Anfang in der Methodendefinition stecken. Dabei wäre doch gerade die e. e. Frage nach den Menschenrechten in verschiedenen Religionen und Philosophien äußerst spannend.

Beantwortet hat Franz Martin Wimmer sie nicht.




Meine Bewertung:Bewertung