Beim reflektieren über Erziehung kommt man unweigerlich zu der Frage, wer denn eigentlich dafür verantwortlich ist, ein junges Individuum zu erziehen. Der normale Verstand wird jetzt antworten: "Ganz klar, das sind die Eltern". Doch für den politisch-intellektuellen Verstand lautet die Antwort ganz anders.

Für ihn und alle die von ihm besessen sind oder es jemals waren (und das sind nicht wenige seit den späten 60'er Jahren) , ist es in erster Linie die Aufgabe der Pädagogen, das junge Individuum zu formen. Die Entziehung des Erziehungsmonopols der Eltern, die Verunsicherung unzähliger Väter und Mütter, all das bezeichne ich als das Erbe pädagogischer Reformwut.

All die diversen Schul-(Menschen)-versuche trugen dazu bei, daß der eigentliche Auftrag des Schulsystems immer mehr in der Hintergrund geriet. Ideologische und politischen Richtungskämpfe fanden auf dem Rücken zahlreicher Schülergenerationen statt. Pädagogen, die, um einen heutzutage so modernen Begriff zu benutzen, nichts anderes als einen Dienstleistungsberuf ausüben, versuchten sich verstärkt als sogenannte Charakterformer.

Es fand an der Schule ein regelrechter Grabenkrieg zwischen "Reformpädagogen" und "Konservativen" statt. Der Autor dieser Website kennt aus eigener , leidvoller Erfahrung die Zustände in den Schulen der siebziger Jahre. Schüler wurden gegen ihre Eltern aufgehetzt, sie wurden geradezu ermuntert ihre Erziehungsberechtigten zu verklagen. Die eigentliche Aufgabe der Schule, nämlich die Wissensvermittlung, trat dahinter zurück.

Voller Schrecken betrachten heute gerade diese Pädagogen, was aus ihren Bemühungen geworden ist und stellen verwundert fest, das sie es zu verantworten haben, das aus der Institution Schule eine Sport- und Freizeiteinrichtung geworden ist. Selbstkritik? Fehlanzeige! Der am Ende der 60'er Jahre so vollmundig angekündigte "Marsch durch die Institutionen" führte zur intellektuellen Lethargie und zur allgemeinen Ratlosigkeit. Die einzige Lösung, die den pädagogischen Fossilien einfällt, ist die Flucht in die Frühpensionierung.

Das Motto lautet. "Schule kaputt, aber wir haben keine Schuld". Überspitzt kann man es so formulieren, daß die Schüler den Lehrern nicht recht sind. Also: "Neue Schüler braucht das Land!". Da dies aber leider nicht praktikabel ist, wird die Schuld der Wirtschaft gegeben, die leider nicht einsehen möchte, daß die Auszubildenden zwar einen "wohlgeformten" Charakter besitzen, (ob das immer der Fall ist, sei dahin gestellt), aber leider in Rechtschreibung und einfachem Kopfrechnen große Defizite aufweisen.

Wer heutzutage die Schullandschaft betrachtet, wird immer wieder feststellen, daß die Verlagerung der Schwerpunkte immer noch existiert. Anstelle der Wissensvermittlung steht der Spaßgedanke. Leistung- oder gar Leistungskontrolle ist verpönt. Internet statt Rechtschreibung, auf diesen Nenner kann man das System Schule bringen. Sogar an deutschen Universitäten, die für ihre Qualität international nicht gerade gerühmt werden, stellen ein bedenkliches Manko an den sogenannten Grundvoraussetzungen fest. Es ist nicht ungewöhnlich, daß Mathematikstudenten erst einmal einen Kurs in den Grundrechenarten besuchen müssen, um den Anforderungen der Universität zu genügen. (Können Sie sich vorstellen, was dann erst Germanistikstudenten nachholen müssen?!).

Die Krise ist da, die Lösung dagegen weit entfernt. "Was tun", sprach nicht nur Zeus, sondern auch der gesunde Verstand. 30 Jahre Fehlentwicklung sind leider nicht von heute auf morgen zu beseitigen. Doch die Richtung ist eindeutig:

Die Schule muß sich auf das konzentrieren, was ihre eigentliche Aufgabe ist, nämlich die Wissensvermittlung. Die Charakterformung dagegen sollte primär der Familie und dem häuslichen Umfeld überlassen werden.