Drohnen – wer hat die besten?

Norden, Süden, Osten, Westen – welche Drohnen sind die Besten? Niemand weiß etwas Genaues, aber alle wissen, wer dahintersteckt. Apropos: meine Toilettenspülung ist defekt. Angriff auf kritische Infrastruktur. Sofortige Kriegsbereitschaft herstellen.

Es gibt Epochen, in denen die großen Fragen der Menschheit simpel, beinahe gemütlich daherkamen: „Was ist der Sinn des Lebens?“, „Wie viele Engel passen auf eine Nadelspitze?“ oder „Warum hat der Nachbar drei Gartenzwerge in Tarnfleckoptik aufgestellt?“ Heute hingegen drängt sich die Gretchenfrage in ihrer dröhnend-surrenden Form auf: Welche Drohnen sind die besten?

Von Nord nach Süd, von Ost nach West wird getestet, verglichen, geflunkert, und währenddessen summt es in der Luft wie in einer globalen Insektenhochzeit. Man könnte fast glauben, die Menschheit habe das Vogelsingen endgültig durch das taktische Brummen unbemannter Flugkörper ersetzt.

Norden: moralische Präzision mit Fjordblick

Im Norden schwört man bekanntlich auf Präzision, Nachhaltigkeit und Ethik in Reinform. Dort werden Drohnen nicht einfach gebaut – nein, sie werden mit dem stillen Pathos einer Ikea-Bauanleitung geboren: minimalistisch, formschön, ökologisch korrekt. Ihr Propeller besteht aus recyceltem Holz, ihre Kamera aus fair gehandeltem Glas, und ihr Betriebssystem fragt vor jedem Angriff höflich: „Sind Sie sich sicher? Bitte bestätigen Sie mit Ja/Nein, dass Sie dieses Ziel moralisch vertretbar finden.“

Die nördliche Drohne ist gewissermaßen der Philosophiestudent unter den Kriegsmaschinen. Sie denkt nach, sie zweifelt, sie schreibt Bachelorarbeiten über die ethische Rechtfertigung eines Luftschlages. Und während sie noch darüber sinniert, ob ein Panzer nicht vielleicht auch Gefühle haben könnte, ist der Süden schon längst zum Gegenangriff übergegangen.

Süden: robuste Praxis mit Sonnenbrand

Im Süden denkt man weniger an Ethik, sondern mehr an Effizienz. Drohnen sind hier wie alte Lasttiere: Sie müssen nicht schön, nicht tiefsinnig, nicht moralisch überlegen sein – sie müssen funktionieren. Und zwar auch dann, wenn sie seit Jahren im Sand liegen, von einem Dutzend korrupter Generäle weiterverkauft und zwischendurch als Grillanzünder benutzt wurden.

Die südliche Drohne ist wie der Straßenhund einer Mega-City: zerfleddert, halb blind, aber unfassbar zäh. Sie fliegt, selbst wenn ihre Flügel kleben, sie schießt, auch wenn sie eigentlich schon längst verschrottet sein müsste. Und wenn sie abstürzt, dann immer mitten in einer Hochzeitsgesellschaft, damit man in den Nachrichten des Nordens am nächsten Tag von „Kollateralschäden“ sprechen kann.

Osten: die Drohne, die es offiziell gar nicht gibt

Der Osten hingegen beherrscht das große Kunststück der Unsichtbarkeit. Dort gibt es Drohnen, die es offiziell nicht gibt. „Wir? Drohnen? Ach, das muss eine Täuschung sein.“ Und wenn eine dieser nicht-existierenden Drohnen dann doch in fremdem Luftraum entdeckt wird, lautet die Erklärung: „Das ist ein Agrarprojekt. Wir überwachen nur die Ernte. Das da vorne? Kein Raketensystem, sondern eine automatische Kornschneidemaschine.“

Die östliche Drohne ist das Phantom unter den surrenden Kollegen. Niemand weiß, wie viele es gibt, niemand weiß, wo sie sind, und wenn man doch eine in die Finger bekommt, ist sie mit einer Selbstzerstörungssoftware versehen, die sich auch auf das Hirn des westlichen Journalisten überträgt.

Westen: High-Tech mit PR-Abteilung

Bleibt noch der Westen, der bei Drohnen vor allem auf eines setzt: Image. Die westliche Drohne ist nicht einfach ein Fluggerät, sondern ein Lifestyle-Produkt. Sie hat ein elegantes Design, kann mit dem iPhone gekoppelt werden, liefert in Echtzeit Fotos für die Abendnachrichten und veröffentlicht Tweets über ihre eigenen Heldentaten.

Das Problem: Sie ist so sehr mit Kommunikation beschäftigt, dass sie die Sache mit der Präzision nicht ganz im Griff hat. Das eigentliche Ziel liegt drei Kilometer entfernt, aber Hauptsache, die Drohne hat einen coolen Instagram-Filter über das Trümmerfeld gelegt. „#MissionAccomplished“.

Toilettenspülung: die wahre kritische Infrastruktur

Und während die Welt über diese himmlische Drohnenkonkurrenz diskutiert, meldet sich mein Badezimmer mit einem unerwarteten Zwischenruf: Gluck, gluck, plätscher! Meine Toilettenspülung ist defekt.

Ein Ereignis, das die geopolitische Dimension schlagartig verschiebt. Denn was ist schon eine Pipeline, was ist schon ein Stromnetz, verglichen mit der heiligen Funktion des Spülkastens? Hier, im kleinsten Raum, entscheidet sich die Zivilisation. Wer nicht spülen kann, verliert den Halt, die Kontrolle, die Selbstachtung.

Natürlich spricht niemand von einem simplen Defekt. Nein, sofort werden Worte wie „Sabotage“ in den Raum geworfen. „Asymmetrische Kriegführung.“ „Hybrid-Angriff.“ Und während ich mit Schraubenzieher und Eimer kämpfe, tagt der Sicherheitsrat.

„Sofortige Kriegsbereitschaft herstellen!“, ruft der Kanzler.

„Die Klempnerinnung muss mobilisiert werden!“, fordert der Verteidigungsminister.

„Es gibt deutliche Hinweise, dass fremde Mächte dahinterstecken!“, bestätigt der Geheimdienst, der seine Informationen wie immer aus der Bild-Zeitung bezogen hat.

Das Porzellan als Kriegsschauplatz

Man erkennt: Der wahre Kriegsschauplatz ist nicht das Schlachtfeld, nicht das Datennetz, nicht einmal der Luftraum – es ist das Porzellan. Der Thron im Badezimmer, der stille Ort, an dem die großen Strategien geboren und gleichzeitig entsorgt werden.

Wer hier zuschlägt, wer hier sabotiert, greift das Nervenzentrum der Nation an. Ohne Spülung kein klarer Kopf. Ohne klaren Kopf keine Beschlüsse. Ohne Beschlüsse keine Kriege. Man könnte fast glauben, die Saboteure wollten Frieden erzwingen – indem sie das Volk kollektiv auf dem stillen Örtchen blockieren.

Die Porzellan-Doktrin

So entsteht die neue strategische Leitlinie: die „Porzellan-Doktrin“. Sie besagt, dass jeder Angriff auf sanitäre Einrichtungen einem Angriff auf die nationale Sicherheit gleichkommt. Ein Spülkasten ist fortan genauso schützenswert wie ein Atomkraftwerk. Ein tropfender Wasserhahn ist potenziell der erste Dominostein einer globalen Eskalation.

Militärübungen simulieren daher nicht mehr nur Cyberattacken, sondern auch den Totalausfall von Kläranlagen. NATO-Manöver heißen künftig „Operation Toilettenblockade“. Die UNO diskutiert Resolutionen zur „Sicherung wasserführender Keramik“. Und irgendwo in Brüssel entsteht ein Thinktank mit dem wohlklingenden Titel „FlushLab Europe“.

Innovation: Drohne Modell „Flush“

Doch die Rüstungsspirale dreht sich weiter. Schon arbeiten Entwickler an der neuen Generation: Drohne Modell „Flush“. Ausgestattet mit 4K-Kamera, adaptiver Klobürste und eingebautem Spülmechanismus. Damit kein General, kein Soldat und kein Zivilist jemals wieder der existenziellen Gefahr einer defekten Spülung ausgeliefert ist.

Die Zukunft gehört dem High-Tech-Hybridwesen: halb Waffe, halb Sanitäreinrichtung. Im Kriegsfall kann sie Ziele bombardieren, im Frieden Toiletten reinigen. „Dual Use“ nennt man das. Ich nenne es schlicht: die endgültige Vermählung von Krieg und Klo.

Zum Schluss: Es darf gespült werden – der Eimer als letzte Verteidigungslinie

Bis dahin jedoch bleibt uns nur eines: der Eimer. Einfach, banal, archaisch – und damit zugleich die letzte Bastion gegen die völlige Ohnmacht. Ein Eimer Wasser, ein Funken Ironie, ein Schuss Galgenhumor.

Und während draußen die Drohnen kreisen, während Thinktanks über Toilettensicherheit debattieren und die Presse den Untergang beschwört, weiß ich: Die Zivilisation hängt nicht am Himmel, sie hängt nicht an Satelliten, sie hängt nicht an diplomatischen Gipfeltreffen. Sie hängt am leisen, gurgelnden Klang einer funktionierenden Spülung.

Alles andere ist Beiwerk

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