Queer und Doof

Die Rückkehr des Mittelalters im Gewand der Moderne

Man hatte uns weisgemacht, die Menschheitsgeschichte sei eine lineare Erzählung: von der Höhle zum Hochhaus, vom Scheiterhaufen zum Rechtsstaat, vom Aberglauben zur Aufklärung. Doch nun erleben wir staunend, dass die Spirale der Zivilisation nicht nur nach oben, sondern auch nach unten führen kann – und zwar mit bemerkenswerter Geschwindigkeit. Willkommen im 21. Jahrhundert, wo mittelalterlicher Fanatismus und westliche Wokeness eine groteske Allianz eingehen, die jede Satire überflüssig macht, weil sie sich selbst karikiert.

Kopftuch als Krönchen der Freiheit

Beginnen wir mit dem Stoff, der angeblich Frauen befreit: dem Kopftuch. Während in Afghanistan die Burka die praktische Funktion erfüllt, Frauen buchstäblich unsichtbar zu machen, wird das gleiche Stück Stoff in Europa als Zeichen feministischer Selbstermächtigung gepriesen. Hardcore-Feministinnen, die noch vor wenigen Jahrzehnten die Büstenhalter in die Flammen warfen, verneigen sich heute ehrfürchtig vor der „Selbstbestimmung“, wenn eine Zwölfjährige verschleiert in die Schule gezwungen wird. Man nennt es Freiheit, wenn Unterwerfung zur Mode wird – so als würde man Ketten als Schmuckstück verkaufen und Fußfesseln als Lifestyle-Accessoire.

Die neue Inquisition trägt Nike-Sneaker

Natürlich darf niemand wagen, an diesem neuen Dogma zu kratzen. Wer es tut, verbrennt nicht mehr auf dem Scheiterhaufen, sondern in den digitalen Flammen eines Shitstorms. Die Inquisition des Mittelalters war immerhin ehrlich: Sie bekannte offen, dass sie abweichende Meinungen nicht duldet. Heute hingegen verkauft sich das gleiche Prinzip als „Schutz marginalisierter Gruppen“. Kritiker der Scharia? Islamophob. Skeptiker des Schleiers? Rechtspopulisten. Wer Fragen stellt, bekommt nicht Antworten, sondern Etiketten. Man hat die Holzscheite gegen Hashtags getauscht, das Ergebnis bleibt gleich: Ausgrenzung, Ächtung, sozialer Tod.

Wenn Diversität zur Zwangsjacke wird

Diversität – das neue Sakrament. Sie bedeutet in der Praxis nicht Vielfalt, sondern die Pflicht, Andersartigkeit in heiliger Andacht anzubeten. Der mittelalterliche Bauer musste das Kreuz schlagen, der woke Großstädter senkt ehrfürchtig den Blick, wenn er einer vollverschleierten Frau begegnet. Es ist die gleiche Geste: Unterwerfung vor einer höheren Macht. Wer es wagt, den Widerspruch zu benennen – dass das Kopftuch in islamischen Gesellschaften eben nicht Wahl, sondern Zwang ist – der verstößt gegen das Dogma. So hat sich der Kreis geschlossen: Vom Pfaffen, der die Sünde predigt, zum Aktivisten, der „Sensibilität“ fordert.

Hexenverbrennung 2.0

Das Mittelalter hatte seine Hexen, heute hat man „islamophobe“ Intellektuelle. Früher reichte der Verdacht, eine Frau habe zu viele Kräuter gesammelt, um sie ins Feuer zu werfen. Heute reicht ein Tweet, in dem jemand wagt zu fragen, ob es wirklich klug ist, archaische Bräuche als Bereicherung zu feiern. Auch das Verfahren ist ähnlich: Anklage ohne Verteidigung, Urteil durch Mob, Vollstreckung in Echtzeit. Der einzige Unterschied: Die Flammen lodern nicht mehr auf dem Marktplatz, sondern auf Twitter. Das Mittelalter war provinziell, unsere Neuauflage globalisiert.

Regenbogen trifft Kalaschnikow

Besonders bizarr wird die Szene dort, wo die westliche Queer-Community auf die palästinensischen Terrorromantiker trifft. Da marschieren Menschen, die in Gaza keine fünf Minuten überleben würden – weil sie schlicht von den Dächern gestoßen werden –, Seite an Seite mit jenen, die offen die Auslöschung Israels propagieren. „Free Palestine!“ rufen sie, als ginge es um einen harmlosen Strandurlaub, nicht um die Verklärung einer Bewegung, die Homosexuelle hinrichtet und Frauen wie Eigentum behandelt.

Die Anbiederung erreicht groteske Ausmaße: Regenbogenfahnen flattern neben grünen Hamas-Bannern, Dragqueens posieren mit Parolen, die im Nahen Osten ihr Todesurteil bedeuten würden. Es ist die ultimative Selbstverleugnung – eine queere Solidarität mit jenen, die ihre Existenz am liebsten ausradieren würden. Wer dieses Schauspiel beobachtet, erkennt: Der Schulterschluss von Wokeness und Fanatismus ist nicht nur bigott, er ist suizidal.

Fortschritt als Rückschritt

Besonders amüsant – oder tragisch, je nach Gemütslage – ist die Verkehrung der Begriffe. Unterdrückung heißt „Empowerment“, Verschleierung „Selbstbestimmung“, Scharia „kulturelle Vielfalt“. Wer früher die Erde eine Scheibe nannte, war ein Unwissender. Wer heute behauptet, Frauen würden freiwillig in der Burka tanzen, gilt als fortschrittlich. So wird die Sprache selbst zur Geisel genommen, und aus Aufklärung wird Verdunkelung.

Die groteske Allianz

Das eigentlich Faszinierende ist die Symbiose zwischen islamischem Fanatismus und westlicher Wokeness. Der eine liefert die Unterdrückungsinstrumente, die andere die intellektuelle Absolution. In Kabul verbietet der Mullah Frauen, ihre Gesichter zu zeigen; in Berlin erklärt die Genderprofessorin, das sei ein Akt der Selbstermächtigung. In Riad peitscht man Frauen öffentlich aus, wenn sie sich nicht fügen; in Paris protestieren Aktivisten gegen das „Stigma“ der Kopftuchkritik. Zwei Welten, die unterschiedlicher kaum sein könnten – und doch im Ergebnis Hand in Hand marschieren.

Epilog: Willkommen zurück

Wir dachten, wir hätten das Mittelalter hinter uns gelassen. Stattdessen haben wir es importiert, poliert und in Hochglanzbroschüren als Fortschritt verkauft. Wir feiern die Vielfalt, während wir die Freiheit begraben. Wir predigen Toleranz, während wir Intoleranz dulden. Wir nennen es Aufklärung, während wir Kerzen anzünden und die Dunkelheit anbeten.

Das Mittelalter ist zurück. Es trägt Sneakers, hat einen Master in Cultural Studies – und nickt freundlich, wenn Frauen im Namen der Diversität unsichtbar gemacht werden, während Regenbogenfahnen neben Kalaschnikows flattern.

Dieser Beitrag wurde unter Antipathie, Fundstücke, Gedanken zum Tag, Menschen untereinander, Systemfehler abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.