Meditation über die Bigotterie des linken Denkens
Der Satz aus Konrad Paul Liessmanns jüngstem Werk „Was nun? Eine Philosophie der Krise“ , der dieser Meditation als Ausgangspunkt dient, ist von einer provokanten und zugleich tiefgründigen Schärfe: „Die Art, mit der die politische Linke ihre Toleranz gegenüber dem Islam zur Schau stellt, lässt den Verdacht aufkommen, dass hier kaum etwas Problematisches schmerzlich geduldet wird, sondern ein sublimes Einverständnis mit einer patriarchal-konservativen Lebensform signalisiert wird, der das eigene Unbewusste in einem Maße zustimmt, die das politische Über-Ich nie zulassen würde.“ Diese These fungiert als ein Skalpell, das in das Fleisch eines der zentralen Selbstverständnisse der politischen Linken schneidet, ihrer progressiven, emanzipatorischen und toleranten Identität. Sie postuliert einen fundamentalen Widerspruch, eine Form der intellektuellen und moralischen Bigotterie, die nicht aus bewusster Heuchelei, sondern aus den Tiefen einer komplexen psychischen und ideologischen Dynamik gespeist wird. Weiterlesen