Warum ich i-Mädchen nicht mag

Man ist ja gewohnt, dass auf Fernsehsendern wie z. B. ProSieben, RLT II, Kabel 1, etc. die Privatsphäre von Freizeitmasochisten ein durchgehendes Thema darstellt. Wer sich dafür interessiert, bitte schön. Ein bislang jedoch weit unterschätztes Medium für exzessiv gelebte Privatheit stellt der öffentliche Nahverkehr dar.

Von Kochrezepten, lautstark ausgetragenen Beziehungsdramen, alkoholbedingten Weltrettungsszenarien, bis hin zum unvermeidlichen „Bin in 5 Minuten da, Liebling“ ist alles vorhanden.

So auch neulich wieder im Bus. Eine (Achtung: Klischee wird Realität) blonde Mittvierzigerin, garantiert sich selbst für die Schönste haltend, sucht in den unergründlichen Tiefen ihrer Handtasche ihr klingelndes Handy. Niemand denkt sich Böses dabei. Ich wende meinen Blick wieder ab und gucke aus dem Fenster. Plötzlich treffen mich die nicht gerade leise gesprochenen Begrüßungsworte von Blondie. „Highiiiii Biniiiii, alles klariiiii?“

Erschüttert geht mein Blick zu meinem Gegenüber. Fröhlich, unbeschwert und frei von auch nur rudimentären Kenntnissen korrekter Sprache, beginnt ein Geplapper, welches meine starken Zweifel an der gesellschaftlichen Akzeptanz von Kultur bestätigt.

„War gestern Klassiiiii bei Timmiiiii, alles Supiiiii. Bin auf dem Weg zu Chrisiiiii.“ Das mobile Gegenüber muss vom gleichen intellektuellen Kaliber sein, denn die Unterhaltung geht flott und lautstark weiter. „Biniiiii, kommst Du auch zu Chrisiiiii? Ich geh‘ noch zu Normiiiii und hol Weiniiiii. Bis dann. Tschauiiiii!“

Was soll man dazu sagen, wie soll man dies bewerten? Ist es möglich, dass Bildung gänzlich das weibliche und blonde Gehirn meidet? Hat die Schule versagt, oder handelt es sich in Wahrheit um einen Code, der nur Eingeweihten verständlich ist?

An einer der nächsten Haltestellen steigt die unbekannte Schönheit aus und geht zweifelsohne neuen Abenteuern im iiiii-Land entgegen.

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