Werbung in eigener Sache, mal wieder…

Der Kammerjäger ist zurück!

Ein globales Netzwerk. Eine Liste. Eine außergewöhnliche Liste. Eine Einkaufsliste für Kriminelle. Die Ware? Kinder! Jungen, Mädchen und junge Frauen. Sexobjekte, teure lebende Spielzeuge für Perverse. Pädophile, Kinderschänder allesamt. Kein Problem, die interessierte Klientel hat Geld, viel Geld. Sie sitzt in hohen und einflussreichen Positionen, fühlt sich unangreifbar.
Nicht für die Gruppe, die Jagd auf sie macht und einen nach dem anderen der gerechten Strafe zuführen will. Doch dann stellt sich heraus, dass dieses Netzwerk nur ein kleiner Teil eines weit größeren Plans einer überaus mächtigen Clique ist, die, um ihr Ziel zu erreichen, vor keinem Verbrechen zurückschreckt.
Die Suche nach denen, die sich das Konsortium nennen, führt über den halben Globus und bald stellt sich heraus, dass noch zwei weitere Akteure eine ganz persönliche Rechnung mit diesem mächtigen Zirkel begleichen wollen.
Genau wie der Kammerjäger.

Leseprobe:

Niemand kümmerte sich um den rostigen Frachter, der lange nach Einbruch der Dämmerung in den Hafen von Benghazi einlief und an einem abgelegenen Pier anlegte. Warum auch sollte sich jemand um diesen Kahn, der seine besten Zeiten längst hinter sich hatte, interessieren? Er klapperte unregelmäßig eine Route ab, die ihn von Kreta über Zypern nach Beirut, Haifa, Alexandria und schließlich nach Benghazi führte.

Das alte Motorschiff und seine kleine, seit vielen Jahren an Bord zusammenarbeitende Mannschaft erregte weder bei den schnell einander ablösenden islamischen Brigaden in Benghazi Aufmerksamkeit noch in den gegenüberliegenden europäischen Häfen. Nur in Haifa hatte man aus verständlichen Gründen ein etwas wachsameres Auge auf den Kahn. Eines hatten die Häfen, die das Schiff anlief, gemeinsam: Es wurden jedes Mal Wetten darauf abgeschlossen, wann auch der Rost diesen Seelenverkäufer nicht mehr zusammenhalten könnte und er im Meer versinken würde.

Normalerweise bestand die Ladung des Schiffes aus den Dingen, die andere Kapitäne sich weigerten an Bord zu nehmen:

Dreckiges, staubiges Schüttgut, nach dessen Löschung man mindestens drei Tage damit beschäftigt war, den Kahn wieder sauber zu bekommen. Drei Tage im Hafen, für die niemand die Kosten übernehmen wollte.

Lebende Tiere in viel zu engen Käfigen, deren tagelange Schreie niemand ertragen wollte und deren Ausscheidungen meilenweit zu riechen waren.

Lecke Fässer, aus denen namenlose Flüssigkeiten sickerten, die dem ohnehin morschen Frachter weitere Wunden zufügten.

Der Kapitän, der gleichzeitig der Eigner des Frachters war, musste nehmen, was übrig blieb und so war es kein Wunder, dass seine dreiköpfige Mannschaft aus Männern bestand, deren Existenzen auch für die diesbezüglich etwas flexiblere Einstellung maghrebinischen Mittelmeeranrainer gegenüber gelungenen Lebensentwürfen bestenfalls als gescheitert bezeichnet werden konnten.

Da kam ihm das Angebot eines Mannes gerade recht, der ihn auf Kreta angesprochen hatte, um eine für das Schiff ungewöhnliche Fracht in Aussicht zu stellen. Seine einzige Bedingung bestand darin, über diese Passage Schweigen zu bewahren und er machte auf eindrucksvolle Weise klar, wie seine Reaktion ausfallen würde, sollten der Kapitän oder jemand von seiner Mannschaft jemals ein Wort darüber verlieren.

Ein prall mit 100 Dollarnoten gefüllter Umschlag, der nach dem Handschlag der beiden Männer den Besitzer wechselte und die Aussicht auf einen weiteren nach Beendigung der Fahrt, sorgte dann nicht nur für ein immerwährendes Schweigen, sondern auch für ein vollkommenes Desinteresse an der Fracht.

Die war in der Tat ungewöhnlich, denn es handelte sich im vier Personen. Zwei Frauen und zwei Männer.

Der lukrative Deal für den chronisch unter Geldmangel leidenden Kapitän, der seiner Crew bereits die Heuer für zwei Monate schuldete, beinhaltete die Passage von Chora Sphakion, einem kleinen Hafen im Süden Kretas, nach Benghazi. Keine Fragen, keine neugierigen Blicke. Die Passagiere hatten für die Besatzung des Kahns Luft zu sein.

Die Abenddämmerung hatte bereits von den Häusern rund um den Hafen Besitz ergriffen und die Tavernen waren fast alle geschlossen, da die Saison noch nicht begonnen hatte. Zwei Großraumtaxen fuhren auf den kleinen Pier und es stiegen die vier Passagiere dieser Überfahrt aus. Jede der Personen trug einen mittelgroßen Koffer. Sie bewegten sich auf die schmale Gangway zu und als sie an Bord des Frachters waren, verschwanden sie sofort in dem, was der Kapitän als Kabinen bezeichnet hatte. Dort würden sie bleiben, bis sie den Hafen von Benghazi erreicht hätten.

Als sie in dem libyschen Hafen ankamen, wartete bereits ein verbeulter Toyota Land Cruiser auf sie. Nachdem sie die Koffer verladen hatten, holte einer der Passagiere einen Detektor aus einem der Koffer und überprüfte das Auto auf etwaige Sender. Als ihn das Ergebnis seiner Suche befriedigte, wechselten auch hier ein Umschlag mit Dollarnoten und die Wagenschlüssel die Besitzer und der Fahrer, der den Wagen in den Hafen gefahren hatte, entfernte sich mit langsamen Schritten und verschwand in der Dunkelheit.

Die vier stiegen ins Fahrzeug und machten sich auf den Weg nach Daryanah, dem eigentlichen Ziel ihrer Reise.

Bis dorthin waren es nur knapp vierzig Kilometer und kurz vor der kleinen Ortschaft verließen sie die überraschend gut erhaltene Straße und bogen nach links in Richtung Strand ab. Dort stiegen sie aus und öffneten die Koffer, deren Inhalt vollkommen identisch war:

Jeweils eine Sig Sauer P226 plus vier Magazine.

Eine Beretta Modell 12 plus drei Stangenmagazine.

Ein Headset.

Ein Nachtsichtgerät.

Tarnkleidung.

Rucksack.

Ein Koffer enthielt zudem einen extra für diese nächtliche Aktion angefertigten Bogen, dessen Maße eher auf den Gebrauch durch Kinderhände schließen ließen, der in Wirklichkeit jedoch in den Händen seiner Benutzerin zu einer präzisen und tödlichen Waffe wurde. Tödlich nicht zuletzt durch die mit ihm verschossenen Pfeile, deren Spitzen mit einer nicht nachweisbaren und in Sekunden tödlich wirkenden Substanz versehen waren.

Nicht, dass sich die jetzt ihre Tarnkleidung anziehenden Personen sich um irgendeinen irgendwann einmal gefundenen Beweis ihrer heutigen Anwesenheit Sorgen machten. Den würde sowieso niemand finden. Nicht in einem so chaotischen Land wie Libyen, wo der Tod Dauergast ist und Leichen an der Tagesordnung sind.

Letztere, Tote, wollte auch die kleine Gruppe hinterlassen und als sich alle kampfbereit gemacht und ihre normale Kleidung in den Rucksäcken verstaut hatten, bewegten sie sich auf den Strand zu und schwenkten, als sie ihn erreicht hatten, nach rechts, machten eine Verständigungsprobe mit ihren Headsets und gingen dann mit raschen Schritten durch eine Nacht, deren Himmel wolkenverhangen war und der Mond nur als etwas hellerer Fleck hinter grauen Vorhängen zu vermuten war. Ihre Tarnkleidung machte sie in der Dunkelheit, die durch den tiefbraunen Sand des Strands zusätzlich unterstützt wurde, nahezu unsichtbar.

Als sie kurz davor waren ihr Ziel, ein hell leuchtendes Lagerfeuer neben einem großen Zelt, zu erreichen, drückte einer der Männer auf die Sprechtaste seine Headsets und gab eine kurze Meldung ab.

„Walküre eins ist in Position“.

Darauf hatte der Pilot eines über dem Meer schwebenden und außer Hörweite des Strandes sich befindenden Hubschraubers gewartet und seine Antwort kam postwendend:

„Adler eins ebenfalls in Position“.

„Wir können loslegen“, sprach der Mann am Strand in sein Headset und die vier Personen begannen, sich jetzt wieder landeinwärts bewegend, das Lagerfeuer halbkreisförmig zu umstellen.

„Jeweils ein Wachposten rechts und links vor dem Zelt“, kam es leise aus den Kopfhörern der Gruppe.

„Ich sehe sie“, antwortete die Frau mit dem Bogen und legte den ersten Pfeil ein, der, unabhängig davon, welches Körperteil er treffen würde, den sofortigen Tod bedeutete. Die Nacht war nahezu windstill, also ideale Bedingungen für einen Treffer ins Schwarze. Sie stemmte ihren linken Fuß in den Sand und verteilte das Gewicht gleichmäßig auf beide Beine. In ihrem Nachtsichtgerät war das erste Ziel einwandfrei zu erkennen. Die Entfernung betrug weniger als fünfzig Meter und als sie den Bogen spannte, gleichzeitig einatmete und den Atem so lange anhielt, bis sie die Sehne losgelassen hatte, war über das Schicksal eines Mannes entschieden.

Lautlos kippte er, der noch vor wenigen Augenblicken im Sand gesessen hatte, beiseite und starb einen schnellen Tod.

Dem zweiten Wachposten war nur eine geringfügig längere Lebensspanne gegönnt, denn sofort nach dem der erste Mann umgefallen war, bewegte sich die Bogenschützin, eine Frau mittleren Alters mit zu einem Dutt hochgesteckten Haaren, zwischen Strand und Zelt laufend, schnell auf die andere Seite des Feuers, begab sich wieder in die gleiche Position, lächelte kurz, als sie feststellte, dass ihre Atmung von dem kurzen Lauf nicht beeinträchtigt wurde und visierte das zweite Ziel an, das seine Pflicht etwas ernster nahm als sein nunmehr verstorbener Kollege und aufrecht und mit seiner Waffe in den Händen in die Nacht starrte.

Den Bogen spannen und einatmen, Atem anhalten, anvisieren und loslassen. Geübte Abläufe, die auch jetzt zum gewünschten Ergebnis führten. Der zweite Posten fiel ebenfalls in den Sand.

Mhouchanad Khurchidi saß zusammen mit den fünf Stammesältesten seines Clans in dem Zelt, das vom neben ihm brennenden Feuer beleuchtet wurde. Obwohl er nur zwei Wachmänner für diese Zusammenkunft mitgenommen hatte, fühlte er sich sicher. Sehr sicher sogar, denn das hier war sein Land. Sein Territorium, das ihm schon lange kein anderer Clanchef mehr streitig gemacht hatte, weil jeder, der es einmal versuchte, nicht mehr am Leben war.

Niemand hätte es gewagt, auf seinem Gebiet auch nur einen Apfel zu stehlen, ohne vorher um sein Einverständnis gebettelt zu haben. Sein Wort war Gesetz, seine Strafen hart und Mitleid ein Fremdwort für ihn. Seine Sprache war die der Gewalt und das, was er haben wollte, nahm er sich ohne Skrupel.

Als er seinen Gästen gerade lachend davon berichtete wie er sich aus den Flüchtlingslagern, die überall an der Küste zu finden waren, zwei minderjährige Mädchen aus dem Tschad gegriffen und sie, nachdem er deren Mutter vor ihren Augen vergewaltigt hatte, ebenfalls missbrauchte und sie danach seinen Männern zur Benutzung überließ, öffnete sich die Eingangsplane des Zeltes.

Khurchidi sah verwundert auf, denn niemand hatte es bisher gewagt, sein Zelt zu betreten, ohne vorher auf den Knien um Erlaubnis gebeten zu haben. Der letzte Mensch, der das gewagt hatte, baumelte immer noch an einem der wenigen Bäume der nächstgelegenen Oase.

Außer dem Clanchef war niemand im Zelt bewaffnet. So weit ging das Vertrauen des Mannes in die Loyalität und Treue seiner Untergebenen dann doch nicht. Die hereinstürmenden zwei Personen machten kurzen Prozess mit den Gästen von Mhouchanad Khurchidi und nachdem jeder von ihnen mit zwei Schüssen erschossen wurde, betrat eine junge, schlanke und gut 1,70 Meter große Frau das Zelt.

Khurchidi sah sie mit verwunderten Blicken an und als er sie erkannte, hätte ein Beobachter der Szene gesehen, wie ein respektvolles Lächeln kurz um seine Lippen spielte.

„Du hast mich also gefunden, Leilah Kuomi“, stellte er lapidar fest.

Die Frau schaute ihn mit einer Mischung aus Abscheu, Verachtung und Hass an, sprach jedoch kein Wort. Anstelle dessen schob sie ein neues Magazin in ihre Pistole und zielte auf den Kopf des Mannes.

„Ich habe keine Angst vor dem Sterben“, sagte der Clanchef mit fester Stimme. „Ich werde nicht um mein Leben betteln.

„Das habe ich auch nicht erwartet“, erwiderte die Frau. „Das ist für meinen Bruder.“

Danach feuerte sie so lange, bis von ihrer Waffe nur noch ein Klicken zu hören war – das Magazin war leer und Mhouchanad Khurchidis Körper von 15 Kugeln durchsiebt.

Der Mann war tot.

Als die Bogenschützin, die vor dem Zelt die Sicherung der Umgebung übernommen hatte, dieses Geräusch hörte, griff sie an ihr Headset und stellte eine Verbindung her.

„Walküre eins ist beendet“.

„Habe verstanden, Adler eins ist auf dem Weg.“

Nach knapp fünf Minuten senkte sich ein Hubschrauber neben dem Zelt nieder. Die vier Personen rannten auf ihn zu und sprangen hinein. Der Pilot, ein etwa 30- jähriger asiatisch aussehender Mann, nickte ihnen zu und während alle noch damit beschäftigt waren, sich anzuschnallen, hob er bereits wieder ab.

Er nahm Kurs auf Kreta, der Ausgangspunkt dieser Aktion. Während des Fluges zogen sich die vier wieder um, steckten ihre Kampfanzüge und die Waffen mit Ausnahme des Bogens in die Rücksäcke und warfen sie über dem Mittelmeer ins Wasser.

Als der Hubschrauber im frühen Morgengrauen in dem kleinen Hafen von Chora Sphakion landete, stiegen vier, wie Touristen aussehende Personen aus. Jeder von ihnen hatte einen Koffer, die der freundliche Pilot seinen Passagieren mitgebracht hatte, in der Hand. Mit einem „Wir sehen uns“, hob er wieder ab und zog seine Maschine in eine steile Rechtskurve und nahm Kurs auf das türkische Festland.

Der für die Logistik dieser Aktion verantwortliche Mann, über zwei Meter groß, mit rötlichen Haaren und ebensolchen Sommersprossen, die auf seine britische Abstammung schließen ließen, rief bei der örtlichen Taxizentrale an und bestellte einen Wagen.

Wenn dessen Fahrer darüber verwundert war, dass er so früh am Morgen vier mit Koffern beladene Touristen in einem fast leeren Fischerhafen aufsammeln musste, um sie nach Heraklion zu fahren, so behielt er es für sich, zumal ein reichlich bemessenes Trinkgeld die unausgesprochene Bitte um partielle Amnesie unterstützte.

Es war 16:00 Uhr, als die vier Personen sich gut gelaunt in die Schlange am Check-in-Schalter einer Reederei einreihten, ihre Tickets für eine zweiwöchige Luxuskreuzfahrt durch das Mittelmeer vorzeigten und sich in die für sie reservierten Premium-Suiten begaben.

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