Berlin, die Möchtegernmetropole

Arm, aber sexy. So bezeichnete der ehemalige Chefausverkäufer Berlins, Klaus Wowereit, seinen politischen Verantwortungsbereich und setzte damit mehr oder weniger die Linie fort, die Berlins Filzokraten seit dem Wirken des Duos Diepgen/Landowski vorgegeben haben.

Berlin, eine Ortschaft, die erst durch den Mauerfall zur Hauptstadt geworden ist, hält sich, in Ausblendung der Tatsachen, für eine junge, hippe und aufstrebende Metropole und deren politisch verantwortliche Clique betrachtet sie in einer Reihe stehend mit Städten wie Paris, London, Madrid oder New York. Das mag zum einen daran liegen, dass Politiker gern abgehoben von der Realität ihr Tagewerk betreiben, zum anderen aber hauptsächlich daran, dass sie mangels eigener Ideen und Plänen den stattfindenden Ausverkauf der Hauptstadt als richtigen Weg in die Zukunft umdeuten.

Zugegeben, Berlin ist ein Magnet für viele Menschen. Doch das war die Stadt bereits in Zeiten, als sie noch zur Frontstadt stilisiert und eingekesselt vom „antifaschistischen Schutzwall“ der DDR gewesen ist. Schon seit den 60er Jahren zog Berlin, leider muss man sagen, zwielichtige Typen, Wehrdienstverweigerer und Problempersonen, die, entgegen der im übrigen Bundesgebiet geltenden Sperrstunde, rund um die Uhr ihr Quantum Alkohol goutieren wollten. Es war, um es auf den Punkt zu bringen, nicht die in einem lokalen Gassenhauer gepriesene „Berliner Luft“, sondern der verlockende rechtsfreie Raum, der das Ausleben individuellen Chaos ermöglichte.

Wenn aktuell die verantwortlichen Ausverkäufer Berlins sich darüber freuen, dass die Einwohnerzahl der Hauptstadt stetig wächst, dann ist das ausschließlich deren falscher Vorstellung von „je mehr, desto besser“ geschuldet und auf keinen Fall einer wie auch immer gestalteten Zukunftsperspektive.

Berlin, das bedeutet in Wirklichkeit marode Infrastruktur, rechtsfreie Räume, Dreck und Unrat auf öffentlichen Plätzen und die Tolerierung linksradikaler Gewalt. Die Straßen der doch so sexy sich glaubenden Hauptstadt sind größtenteils in einem erbärmlichen Zustand, der baulich jedoch nicht verbessert wird, sondern auf den mit dem Anbringen von temporeduzierenden Verkehrsschildern reagiert wird und die Berliner Verkehrsbetriebe wegen schlechter Straßenverhältnisse Buslinien nicht mehr bedient, oder sie wegen Straßensperrungen zugunsten dauerstattfindender „Events“ verkürzen muss.

Der Görlitzer Park und das Kottbusser Tor sind nur zwei Beispiele für das Versagen der Politik, in Berlin keine rechtsfreien Räume zu dulden. Drogenhandel, Diebstähle und Körperverletzungen sind an der Tagesordnung und auf Weisung der grünen Bezirksbürgermeisterin darf die Polizei an diesen Orten weder Recht noch Gesetz wiederherstellen.

Es spricht Bände, dass ausgerechnet die Touristen diese Plätze für besonders attraktiv erachten und sich damit als das outen, was sie in Wirklichkeit sind: Personen aus der Provinz, denen es in ihren Dörfern zu sauber, zu ordentlich und zu zivilisiert zugeht. Aus diesem Grund ist Berlin die angesagte „Location“ für Suffköppe, verantwortungslose Partygänger und sich im Dreck wohlfühlende Kehrwochenwiderständler. Metropole geht anders.

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