Eher Mangel an Verstand als an Papier

Deutschland, das Land der Dichter und Denker, und – ja, auch der Bürokraten. Ein Land, in dem alles seine Ordnung hat, Papierstapel formvollendet auf Schreibtischen ruhen und das Geräusch eines stemmenden Stempels fast so beruhigend wirkt wie das eines Bachlaufes im Schwarzwald. Doch stellen Sie sich vor: Es braucht zeitnah Neuwahlen, und Deutschland steht – wenn man der Schlagzeile glauben darf – vor einem unfassbaren Problem: Es gibt nicht genügend Papier, um diese Wahl durchzuführen.

Papiermangel? In Deutschland? Das ist ungefähr so wahrscheinlich, wie dass der Rhein nach Bayern abbiegt. Dennoch geistern Horrorszenarien durch die Republik: Ungeklärte Stapelgesetze, Lieferengpässe und ein Gefühl nationalen Entzugs bei jenen, die zu sehr an der Bürokratie hängen. Es gibt nun Stimmen, die polnische Nachbarn könnten mit Papierlieferungen einspringen. Deutschland müsse – so die bittere Pille – auf die Gnade Polens hoffen, um die Demokratie aufrechtzuerhalten.

Nun, lassen Sie uns das Bild ein wenig ausmalen: Die deutsche Bundeswahlleiterin, bleich und mit nervösem Griff in einer leeren Hand, ruft bei den polnischen Kollegen an. Freundlich, höflich, vielleicht sogar mit einer Anspielung auf „europäische Solidarität“? Der polnische Amtsleiter am anderen Ende lässt sich Zeit, denkt kurz nach, nimmt einen Schluck Kaffee, und dann ertönt ein freundliches, aber zurückhaltendes „Natürlich, Deutschland, kein Problem.“

Die Vorstellung, dass Deutschland ausgerechnet in einem Grundnahrungsmittel der Bürokratie auf einen Import angewiesen sein könnte, gleicht einem Albtraum für die hiesige Verwaltung. Stellen Sie sich vor: Wahlzettel aus Polen! Eingesetzt im deutschen Wahlsystem! Der deutsche Beamte, der stets auf Pünktlichkeit und Perfektion achtet, muss plötzlich Kompromisse eingehen – und das womöglich sogar auf Recyclingpapier! Das ist nicht weniger als der Stoff, aus dem eine waschechte bürokratische Tragödie entsteht.

Natürlich könnte man sich fragen, warum denn nicht einfach digital gewählt wird, wie das in anderen Ländern längst möglich ist. Aber fragen Sie das besser nicht zu laut. Es gäbe womöglich Schweißausbrüche, einen sofortigen Run auf Papierfächer in sämtlichen Amtsstuben, nur um diese Frage möglichst schnell zu verdecken. Schließlich bleibt für das, was nicht niedergeschrieben wurde, keine bürokratische Spur.

Aber vielleicht ist das die wahre Krux hinter der Misere: Die Panik vor der digitalen Unordnung. Ein Wahlzettel, den man anfassen kann, der in ordentliche Stapel gelegt und kontrolliert abgehakt wird, ist ein Element, das Ordnung und Kontrolle verkörpert. Ein Wahlzettel ist die materielle Sicherheit, dass man etwas in der Hand hat, das auch wirklich gültig ist. Und diese Sicherheit – so scheint es – lässt sich zur Not auch aus Polen importieren.

Doch, liebe Leserinnen und Leser, bei aller Satire: Die Vorstellung, dass Deutschland wirklich auf Papier angewiesen wäre, um eine Wahl zu ermöglichen, bleibt bemerkenswert. Vielleicht ist es am Ende eine Lehre: Ein wenig mehr Gelassenheit, ein paar leichtere Linien in der Bürokratie – und schon könnte uns auch ein digitaler Hauch durch die Amtsstuben wehen. Bis dahin, Polen – bitte schickt uns Papier.

Oder, so fragt sich der aufmerksame Beobachter des politischen Zeitgeists, ist der angebliche Papiermangel nicht eher dem Unwillen von Olaf (Grinser) Scholz zuzuschreiben, der wie eine Fliege auf dem Sch…haufen an seinem Stuhl klebt?

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