Wir befinden uns, die sog. Corona-Epidemie hat es gezeigt, in einem Informationskrieg. Dieser setzt sich, wie vorher in der „globalen Pandemie“, nahtlos und unisono bezüglich der Berichterstattung, besser ausgedrückt, der Informationsverschleierung im Ukraine-Krieg fort. Hier wie dort war und ist Information eine Ware, die unter kapitalistischen Marktgesetzen gehandelt wird; mit den ersichtlichen Konsequenzen.
Wenn Information als Ware auf dem kapitalistischen Markt gehandelt wird, geraten Meinungsfreiheit und Profitstreben potenziell in Konflikt. Verlagshäuser, die in einem marktorientierten System agieren, haben einerseits die Aufgabe, Informationen frei zugänglich zu machen und öffentliche Debatten zu fördern. Andererseits unterliegen sie dem Druck, Gewinne zu erzielen und auf wirtschaftliche Interessen zu reagieren, die manchmal die Inhalte und Meinungen, die sie veröffentlichen, beeinflussen können.
In kapitalistischen Märkten sind Verlage nicht nur Informationsanbieter, sondern auch gewinnorientierte Unternehmen, die auf Verkäufe, Abonnements und Werbeeinnahmen angewiesen sind. Dieser ökonomische Druck kann zu einer Selektion von Informationen führen: Themen, die sich besser verkaufen oder die Werbekunden anziehen, könnten priorisiert werden, während kontroverse, politisch heikle oder schwer zu monetarisierende Inhalte möglicherweise unterrepräsentiert bleiben. So entsteht das Risiko einer Verzerrung der Meinungsvielfalt zugunsten marktfähiger, massentauglicher Inhalte.
Zusätzlich führt das Profitstreben dazu, dass Verlage – besonders solche in finanzieller Abhängigkeit von Anzeigenkunden oder Großinvestoren – die Veröffentlichung bestimmter Meinungen vermeiden, wenn diese die Interessen von Anzeigenkunden oder Investoren gefährden könnten. Dieser Mechanismus schränkt die Meinungsfreiheit ein, weil die Entscheidungsfreiheit über die Veröffentlichung von Informationen zunehmend von ökonomischen Interessen geprägt wird.
Digitalisierung und die Verbreitung von Informationen über soziale Medien haben dieses Problem verschärft. Viele Plattformen setzen Algorithmen ein, die vor allem Inhalte mit hoher „Engagement-Rate“ bevorzugen – häufig Sensationelles, Polarisierendes oder Emotionales –, um die Verweildauer und damit die Werbeeinnahmen zu steigern. Dies beeinflusst die Meinungsfreiheit indirekt, indem manche Meinungen verstärkt und andere unterdrückt werden, was oft weniger mit journalistischer Relevanz als mit algorithmisch optimiertem Profitpotenzial zu tun hat.
Die Gefahr von Propaganda anstelle von Information wächst erheblich, wenn marktwirtschaftliche Interessen das Mediensystem dominieren. Denn in einem solchen Umfeld kann die Verbreitung von Informationen stark von wirtschaftlichen, politischen oder ideologischen Agenden beeinflusst werden. Verlage oder Medienunternehmen, die primär auf Profite ausgerichtet sind, könnten dazu neigen, Inhalte zu verbreiten, die bestimmten Interessen dienen, anstatt neutral und unabhängig zu berichten. Dies ist besonders problematisch, wenn Medienunternehmen politisch oder finanziell von bestimmten Interessengruppen abhängig sind.
In einem profitorientierten System wählen Unternehmen Informationen selektiv aus oder schaffen gezielt Inhalte, um eine bestimmte öffentliche Meinung zu formen oder zu manipulieren. Dies führt zu einer Art Propaganda, die nicht notwendigerweise staatlich gelenkt ist, sondern durch privatwirtschaftliche Akteure gesteuert wird, die spezielle Botschaften oder Perspektiven verbreiten. Besonders durch emotionale oder polarisierende Inhalte können Medien gezielt Meinungen beeinflussen und Leser an sich binden, während sie auf diese Weise gleichzeitig ihre wirtschaftlichen Interessen absichern.
Eine weitere Gefahr besteht darin, dass die Grenze zwischen Information und Propaganda für den Konsumenten zunehmend verschwimmt. Gerade im digitalen Zeitalter, in dem sogenannte „Clickbait“-Artikel und stark emotionale Inhalte bevorzugt behandelt werden, erhalten wir oft Inhalte, die weniger auf sachlicher Information als auf emotionaler oder polarisierender Wirkung beruhen. Die Verbreitung solcher Inhalte dient weniger der Meinungsvielfalt und dem Erkenntnisgewinn, sondern zielt vielmehr darauf ab, maximale Aufmerksamkeit und Interaktion zu erzielen – häufig zugunsten wirtschaftlicher Ziele, aber auf Kosten einer fundierten und ausgewogenen Information.
Eine weitere Facette dieser Gefahr zeigt sich in der sogenannten „Echo-Kammer“-Dynamik, die durch algorithmische Filterblasen entsteht: Menschen sehen bevorzugt Inhalte, die ihren bestehenden Überzeugungen entsprechen, wodurch abweichende Meinungen oder neutrale Informationen an Reichweite verlieren. Auch hierdurch können Medienunternehmen eine Form der Propaganda fördern, die indirekt durch die selektive Verstärkung bestimmter Meinungen zustande kommt.
Das Sprichwort „Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe“ beschreibt treffend die Abhängigkeit, die jemand gegenüber seinem „Brotgeber“ hat – also gegenüber der Person oder Institution, die ihn finanziell unterstützt. Es bedeutet, dass man sich oft den Ansichten, Erwartungen oder Interessen derjenigen beugt, von denen man wirtschaftlich abhängig ist, und deren Interessen möglicherweise sogar aktiv verteidigt oder repräsentiert.
In Bezug auf Medienunternehmen und Verlage verdeutlicht das Sprichwort die Problematik, dass wirtschaftliche Abhängigkeiten die Berichterstattung beeinflussen können. Wenn ein Verlag stark von Anzeigenkunden oder bestimmten Geldgebern (warum fällt mir jetzt der „gute“ Bill Gates und seine großzügigen finanziellen Spenden an Medienkonzerne ein?) abhängig ist, könnte er in Versuchung geraten, seine Berichterstattung zugunsten dieser Interessen anzupassen oder kritische Inhalte zu vermeiden. Die Gefahr liegt dann darin, dass die Medien nicht mehr unabhängig informieren, sondern „das Lied singen“, das ihren Geldgebern gefällt – ein Mechanismus, der wohl zu Recht als Propaganda bezeichnet werden kann.
Journalisten sind Herdentiere und schrieben mangels Wissen gerne von Kollegen ab und so lebt diese Spezies in Echo-Blasen. Dieser Begriff beschreibt ein Phänomen, bei dem sich Menschen in einem Umfeld bewegen – etwa in sozialen Medien –, das fast ausschließlich Inhalte widerspiegelt, die ihren eigenen Ansichten und Überzeugungen entsprechen. Diese Blasen entstehen häufig durch algorithmische Mechanismen, die personalisierte Inhalte basierend auf den bisherigen Präferenzen und dem Verhalten der Nutzer zeigen.
Das führt zur Selbstreferentialität: Innerhalb einer Echoblase werden die gleichen Meinungen und Informationen immer wieder bestätigt und verstärkt, während abweichende Meinungen kaum vorkommen. So wird das Weltbild innerhalb der Blase selbstreferentiell, da neue Informationen fast nur in einer Weise präsentiert werden, die das bestehende Verständnis und die eigenen Überzeugungen weiter untermauert. Dadurch fehlen oft Impulse von außen, die das eigene Weltbild erweitern oder in Frage stellen könnten.
Diese Dynamik führt nicht nur zu einer Verstärkung bestehender Ansichten, sondern auch zu einer zunehmenden Radikalisierung oder Polarisierung, da sich die Meinungen innerhalb der Blase immer weiter zuspitzen, ohne durch alternative Perspektiven gemildert zu werden. In diesem Sinne kann die Echoblase als eine Form der Selbstreferentialität betrachtet werden, bei der der Informationsfluss geschlossen ist und nur noch die eigene Perspektive zurückhallt.
Wer profitiert noch von diesem kranken Informationssystem? Na klar, die oberste Führung. Regierungen haben ein Interesse daran, Echokammern zu fördern oder zu nutzen, um propagandistische Ziele zu erreichen. Wenn gezielt nur bestimmte Informationen oder Meinungen verstärkt und alternative Sichtweisen unterdrückt werden, kann dies die öffentliche Meinung in eine gewünschte Richtung lenken. Durch die Kontrolle oder gezielte Beeinflussung von Echokammern ließen sich Menschen relativ einfach erreichen und in ihrer Meinung beeinflussen – ohne dass es offensichtlicher Propaganda bedarf.
Eine Möglichkeit für Regierungen besteht darin, gezielt Inhalte über kontrollierte oder geförderte Nachrichtenkanäle, bezahlte Beiträge oder Social-Media-Kampagnen zu verbreiten. So können die gewünschten Narrative an Personen weitergegeben werden, die dafür empfänglich sind und kaum Kontakt zu widersprechenden Meinungen haben. Darüber hinaus könnten Regierungen in Zusammenarbeit mit sozialen Plattformen Einfluss darauf nehmen, welche Inhalte algorithmisch bevorzugt angezeigt werden, um bestimmte Botschaften zu verstärken und kritische Inhalte in den Hintergrund zu rücken.
Auch die gezielte Verbreitung von Desinformation oder stark vereinfachten, emotional aufgeladenen Inhalten kann in Echokammern besonders wirksam sein, da solche Inhalte bestehende Überzeugungen stützen und daher oft unreflektiert angenommen werden. Dies erschwert den Zugang zu objektiven Informationen und beeinflusst die Bevölkerung im Sinne der Regierenden.
Ein weiterer Effekt von Echokammern besteht darin, dass sie Isolation fördern: Menschen bleiben oft innerhalb dieser Meinungsräume, was sie in ihrer Sichtweise bestätigt und darin bestärkt, alternative Informationen zu meiden. Eine Regierung könnte diesen Effekt nutzen, um Konflikte zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen zu verschärfen und so von sozialen Problemen oder Kritik an der eigenen Politik abzulenken.
Diese Mechanismen tragen zur Polarisierung der Gesellschaft bei, da unterschiedliche Gruppen zunehmend gegensätzliche Weltsichten entwickeln und weniger miteinander in Dialog treten. Wenn eine Regierung dies gezielt steuert, können diese isolierten Meinungsräume ein machtvolles Mittel werden, um die öffentliche Meinung und gesellschaftliche Strukturen in eine bestimmte Richtung zu lenken – ohne dass offene Zensur erforderlich wäre.
Wenn man in diesem Kontext „Echokammern“ durch „Propaganda“ ersetzt, wird das Bild noch deutlicher. Propaganda zielt darauf ab, die öffentliche Meinung systematisch und einseitig zu beeinflussen, indem gezielt Informationen verstärkt und alternative Perspektiven unterdrückt werden. In einer demokratischen Gesellschaft bedeutet die gezielte Propaganda durch Regierungen oder mächtige Interessen eine klare Bedrohung für die Meinungsfreiheit und die Unabhängigkeit des öffentlichen Diskurses.
Durch Propaganda würde das Informationsumfeld zunehmend einseitig und kontrolliert werden. Die Bürgerinnen und Bürger hätten zwar möglicherweise Zugang zu einer Fülle an Informationen, doch diese wären stark gefärbt und manipuliert, um bestimmte Narrative und Überzeugungen zu verstärken. Dies wäre besonders problematisch, da die Demokratie darauf basiert, dass Menschen informierte Entscheidungen treffen können – Entscheidungen, die auf einer Vielfalt von Perspektiven und Informationen beruhen.
Propaganda kann dabei nicht nur bestimmte Informationen verstärken, sondern auch dazu beitragen, kritische Stimmen zu marginalisieren oder zu diskreditieren. Dies führt zu einer Art „Informationsuniformität“, in der abweichende Meinungen, die das propagierte Narrativ in Frage stellen, als unwahr oder bedrohlich dargestellt werden. Die demokratische Meinungsbildung verkommt dann zu einem formalisierten Prozess, der jedoch inhaltlich durch kontrollierte Information gelenkt wird.
Eine Gesellschaft, die durch Propaganda geprägt ist, läuft Gefahr, den pluralistischen Diskurs, der für die Demokratie essenziell ist, zu verlieren. Die Folge wäre eine „gelenkte Demokratie“ oder eine „Pseudo-Demokratie“, eine „Fassadendemokratie“: Äußerlich gibt es zwar Wahlen und Meinungsfreiheit, doch die Basis für eine wirklich freie Willensbildung fehlt, da die Bürgerinnen und Bürger nicht mehr unvoreingenommen informiert sind. Das wäre das Ende einer freien und offenen Gesellschaft.