Langsam aber sicher schlagen die Auswirkungen der Bildungskatastrophe voll durch. Spätestens seit den 70er Jahren war und ist immer noch Schulpolitik einer der bevorzugten Tummelplätze ideologisch motivierter Gesellschaftsmanipulation. Während eine „Reform“ die nächste jagte, während Wissensvermittlung immer stärker in den Verdacht geriet, ausschließlich der Produktion von Eliten zu dienen, während Fleiß, Arbeitsbereitschaft und Freude am Lernen dank der endlich die Institution Schule kapernden 68er als „irgendwie Nazi“ desavouiert wurden, begann sukzessive die Verdummung vieler Schülergenerationen.
Comics statt Klassiker, die Lektüre ganzer Bücher als Zumutung, Spaß und Spiel anstelle konzentrierten Lernens und Geschichte reduziert auf die des zwölf Jahre währenden „Tausendjährigen Reiches“. Kein Wunder also, dass nicht nur in den Reihen der Grünen Menschen zu finden sind, die von nichts eine Ahnung haben, jedoch zu allem eine Meinung besitzen. Mangels intellektueller Fähigkeiten und fehlenden Wissens wird diese dann auch noch verabsolutiert, denn außer dem begrenzten gesellschaftspolitischen und historischen Horizont, den die Opfer der Bildungskatastrophe zwangsläufig haben, gibt es in deren Köpfen keine Welt neben der eigenen beschränkten.
Aus dem Grund kann man Kevin Kühnert, dem medienwirksamen Juso-Chef, eigentlich keinen Vorwurf machen, wenn er von Kollektivierungen, Enteignungen und Umverteilung von privatem Vermögen – nichts anderes ist seine Forderung, dass niemand mehr Wohnraum besitzen dürfe, als er selber benötigt – schwadroniert. Klein Kevin weiß es einfach nicht besser, weil er in der Schule niemals etwas über die groß angelegten Menschenversuche des Kommunismus, des real existierenden Sozialismus oder der nordkoreanischen Interpretation von was auch immer für einen …ismus gehört hat.
Da ist Kevin derzeit jedoch in guter, nein eigentlich schlechter Gesellschaft, denn jeden Freitag, außer in den Ferien, treffen sich auch die anderen Opfer der Bildungskatastrophe, die, wenn sie denn überhaupt so etwas wie Argumente anführen, stets nur ihre eigene Unwissenheit demonstrieren.
Man kann nur hoffen, dass Kevins postpubertäre Phase bald vorübergeht, er etwas Vernünftiges lernt und ein produktives Mitglied der Gesellschaft wird. Vielleicht erkennt er dann den Zusammenhang zwischen Wertschöpfung und Eigentum. Meine Großmutter, übrigens eine sehr kluge Frau, sagte einmal zu mit „Jungchen, lern´erst mal was Richtiges, Politiker kannst´e immer noch werden.“