Eine Edelfeder träumt von Rebellion

Als die FAZ noch eine seriöse Zeitung und der Beruf des Journalisten noch mit rudimentärer Bildung und Intelligenz zu tun hatte, wäre ein Typ wie Mathias Müller von Blumencron bestenfalls Zeitungsverkäufer geworden. In einer Zeit, in der weniger das intellektuelle Niveau als vielmehr das Mitschwimmen im Mainstream für Karrieren sorgt, wird solch ein Mensch schnell in Positionen und Funktionen gespült, die einmal mehr dafür sorgen, dass der Begriff „Lügenpresse“ mit Inhalt gefüllt wird.

Besagte Edelfeder Blumencron kommt mit der Entscheidung des britischen Souveräns, nicht mehr Mitglied in der EUdSSR sein zu wollen, anscheinend nicht besonders gut zurecht. In der FAZ schwadroniert der gute Mann über eine dringend notwendige Rebellion der Jüngeren gegen eine, wie er es ausdrückt, Generation, in der sich die Furcht um die Zukunft mit einer eigenartigen Sorge um die Reinheit der Heimat zu einem Cocktail aus Verzagen und Abgrenzen mischt. Als ob das nicht bereits krude genug sei, legt er noch einen drauf und schwafelt von „einen Aufstand der Zukunfts-Ideen gegen das Rückwärts-Ideal.“

Mach mal halblang, Matze und denk darüber nach, aus welchen Gründen die Briten gegen einen Verbleib in der EU gestimmt haben. Längst nämlich hat sich diese an sich gute Idee in einen Haufen kleptokratischer und undemokratischer Bonzen verwandelt, die sich im Größenwahnmodus befinden und mit an diktatorischer Willkür grenzend alles, aber auch alles zu reglementieren und in bürokratische Monster zu verwandeln.

In deren verquastem Weltbild kommt die Tatsache, dass die EU in den vergangenen Jahren mehr und mehr gegen ihre eigenen Bestimmungen, Verordnungen und Gesetze verstoßen hat, nicht mehr vor. Die Stichwörter Bail-out und Staatsfinanzierung durch die EZB sind nur zwei Beispiele für das moralisch verkommene Brüsseler Ochlokratenpack, das sich über Recht und Gesetz erhaben fühlt und ungeniert und wiederholt dagegen verstößt.

Wenn Blumencron in seiner Verzweiflung angesichts angewandter Demokratie jetzt davon spricht, die Älteren würden die Zukunft der Jüngeren verbauen, dann ist das nur ein Pfeifen im Wald angesichts des sukzessiven Verschwindens der Deutungshoheit des politisch-medialen Komplexes und betrifft damit eher direkt sein eigenes Portemonnaie, dessen Leere er angesichts der von ihm vertretenen Meinung bald befürchten sollte.

Das Gegenteil ist der Fall. Die Befürworter des Brexit – woher weiß Blumencron bereits jetzt, dass es alte weiße Männer waren? – haben die Chancen der (britischen) Jugend auf eine bessere Zukunft gesichert, denn Großbritannien kann sich jetzt darauf konzentrieren, eine Politik zu betreiben, die nationalen Bedürfnissen entspricht und nicht das Ausführungsorgan Brüsseler Anweisungen darstellt.

Wer jetzt befürchtet „Die jüngere Generation hat gerade das Recht verloren, in 27 anderen Ländern zu leben und zu arbeiten. Wir werden niemals das ganze Ausmaß der verlorenen Chancen, Freundschaften, Ehen und Erfahrungen wissen, die uns jetzt versagt bleiben.“, der beweist nur eines: das Versagen des Schulsystems. Auch bevor es die EUdSSR mit ihrer Regel- und Kontrollwut gab, konnte jeder Europäer in einem anderen europäischen Land arbeiten, dabei seine Frau – oder Mann – kennenlernen und heiraten. Wer etwas anderes behauptet, hat schlicht und ergreifend im Geschichtsunterricht geschlafen. Und das liegt nun bestimmt nicht an dem von Blumencron herbeigerufenen Gespenst „ältere Generation“.

Wer natürlich von den „sozialen Medien“ und ihrer Geist verhindernden Attitüde sozialisiert worden ist und z. B. das Hochhalten eines Reisepasses beim Grenzübertritt für eine Zumutung hält, der fühlt sich natürlich auch um seine Zukunft betrogen. Herr, lass Hirn vom Himmel fallen.

Mit einem allerdings hat Blumencron recht: Wir brauchen eine Rebellion, besser noch eine Revolution gegen demokratisch nicht legitimierte Institutionen, die sich anmaßen, in nationale Belange eingreifen zu können. Hoffentlich, so meine Hoffnung, folgen viele andere Länder der (Noch) EU dem britischen Beispiel. Für uns Deutsche gibt es da leider wenig Hoffnung. Der Souverän wird bei uns nicht um seine Meinung gebeten. Noch ein Grund mehr für eine Revolution.

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