Doppelpass

Der aufmerksame Beobachter des politischen Zeitgeists hat wieder einmal eine Wette gewonnen. Wie immer, wenn auch nur in Ansätzen, wie jüngst beim Werkstadtgespräch einer ehemals konservativen Partei, darüber diskutiert wird, Ordnung in das von der Führerin dieser Partei angerichtete Asylchaos zu bringen – wohlgemerkt Diskussionen, keine Beschlüsse –, dann taucht wie aus dem Nichts eine „Studie“ auf, diesmal eine im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung, von wem sonst?, erstellte Analyse bezüglich des angeblichen Fachkräftemangels in Deutschland. Deren Autoren – Wissenschaftler des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sowie der Hochschule Coburg – kommen zu dem Schluss, dass bis 2060 jedes 260.000 Menschen, im Klartext ausländische „Fachkräfte“ benötigt werden, damit in 41 Jahren nicht rund 16 Millionen Menschen fehlen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Echt jetzt?

Studien, Statistiken und Analysen tragen, gerade zu brisanten politischen Themen, immer die Handschrift derjenigen, die sie in Auftrag geben. So ist es kein Wunder, das es (wieder) einmal die Bertelsmann-Stiftung ist, die mit den Ergebnissen – wie bestellt, so geliefert – nichts weniger als den seit 2015 praktizierten politischen Irrsinn der sog. Migrationspolitik im Namen angeblich ökonomischer Zwänge zu legitimieren versucht.

Komisch, eigentlich waren doch die Hunderttausende von Menschen, die uns seit 2015 geschenkt wurden (so die Grüne Göring-Eckardt) gemäß offizieller damaligen Regierungs- und Oppositionsdiktion, sämtlichst hoch qualifizierte, bestens ausgebildete und nobelpreisverdächtige Fachkräfte, die diese Lücke schließen würden.

Bereinigt man, und genau das macht der aufmerksame Beobachter, die offiziellen Zahlen der arbeitslosen Menschen in Deutschland um die versteckten und „weggerechneten“ Personen, so liegt man bei ungefähr 4 Millionen Arbeitslosen. Zieht man von der Zahl noch einmal diejenigen ab, die sich mental bereits auf Dauer aus dem System „Arbeit für Lohn“ verabschiedet haben, dann bleiben immer noch 3,8 Millionen Menschen, die darauf warten, ihre Arbeitskraft wieder dem Markt zur Verfügung stellen zu können.

Leider erfüllt dieses zur Verfügung stehende Potenzial nicht die Erwartungen der Wirtschaft, die davon träumt, mit den sog. ausländischen Fachkräften ein Reservoir zu besitzen, das bereit und willig ist, zu Mindestlohn-Konditionen, am besten noch darunter, komplizierte technische Anlagen zu entwerfen, Brücken zu konstruieren oder Patienten zu operieren. Nur aus diesem Grund wird die Wirtschaft nicht müde, nach zu Fachkräften euphemisierten Billigarbeitern zu krakeelen.

Wer, wie der Autor, zu seinem Freundes- und Bekanntenkreis viele autochthone, gut ausgebildete Fachkräfte mit jahrelanger Berufserfahrung zählen darf, die sich vergeblich um eine ihrer Ausbildung und Praxis adäquate Stelle bemühen und die spätestens bei der Frage eines potenziellen Arbeitgebers nach ihren Lohnvorstellungen mit einem „Wir melden uns bei Ihnen“ herauskomplimentiert werden, der kann nicht so recht an das Märchen vom „Fachkräftemangel“ glauben.

Ausgerechnet auf dem Arbeitsmarkt versagt das marktwirtschaftliche Prinzip Angebot und Nachfrage? Gäbe es wirklich einen Fachkräftemangel in der Wirtschaft, dann wären die Gehälter in den letzten Jahren stark gestiegen.

Aus dem Doppelpass zwischen Politik und Ökonomie, wobei erstere sich mit beängstigendem Tempo einem globalkapitalistischem Diktat unterwirft und letztere den Großen Austausch (in 41 Jahren rund 16 Millionen Menschen) als Chance zur Profitmaximierung versteht, wird für die autochthonen Bürger ein Foulspiel, das leider von keinem Schiedsrichter abgepfiffen wird.

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